04.12.2011

Monatszusammenfassung November

Hallo an alle Leser!

In diesem Jahr seltener: Der Stieglitz (Carduelis carduelis) - auch Distelfink genannt
Nach dreieinhalb spannenden und erfolgreichen Monaten ist die Herbstzugberingung 2011 nun zu Ende gegangen. Der Monat November, der klimatisch durch die extreme Trockenheit und die milden Temperaturen in Erinnerung bleiben wird, konnte leider mit den letzten Monaten nicht ganz mithalten. Im Vergleich mit dem Jahr 2010 fällt der frühere Zugverlauf, der sich bereits in den Vormonaten andeutete, sehr ins Gewicht. Viele Arten, die im letzten Jahr noch stark auf dem Zug waren, z.B. Rotkehlchen (Erithacus rubecula), waren dieses Jahr deutlich seltener unterwegs. Andere Arten, die nur noch vereinzelt gefangen werden konnten, allen voran der Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus), blieben 2011 gänzlich aus. Dennoch gelang uns der Fang einiger Arten, die ihren Zug bereits abgeschlossen haben sollten, so z.B. des Zilpzalps (Phylloscopus collybita). Für die Phänologie, also die wissenschaftliche Untersuchung des jahreszeitlichen Auftretens natürlicher Ereignisse, sind gerade diese Nachweise interessant.

Im letzten Jahr gefangen: Die Lachmöwe (Larus ridbundus)
ging vor allem bei starkem Nebel ins Netz
Sollte man in diesem Monat Highlights benennen, so wären es ohne Frage die große Zahl der noch ziehenden Beutelmeisen (Remiz pendulinus), die auf ein erfolgreiches Brutjahr 2011 hindeutet. Außerdem ging der späteste Eisvogel (Alcedo atthis) aller Zeiten in die Netze der Beringungsstation, neben einem Kontrollfang eines Altvogels am gleichen Tag. Speziell letzterer Fang könnte eventuell ein Hinweis auf ein neues Revier in der Nähe des Biotops sein. Wir sind gespannt, ob es weitere Funde dieses Individuums geben wird.

Der Bergfink (Fringilla montifringilla) (M links; W rechts)
konnte in diesem Jahr noch nicht beobachtet werden
Im letzten Jahr fiel vor allem der starke Einflug von Waldvögeln auf, allen voran Kohlmeisen (Parus major) und Blaumeisen (Parus caeruleus). Dieses Jahr blieb eine vergleichbare Migrationsbewegung aus, dies macht sich natürlich auch in den Fangzahlen der Waldarten bemerkbar. Die für Arten wie Erlenzeisig (Carduelis spinus), Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes) und Bergfink (Fringilla montifringilla) typischen, invasionsartigen Einflüge sind in diesem Jahr wohl auch wegen der milden Temperaturen bislang noch nicht im Saarland vorgekommen. Speziell Bergfinken konnten im Biotopsumfeld auch noch nicht ziehend gesichtet werden. Doch es gibt auch eine Art, die stärker als im Vorjahreszeitraum vertreten war: Die Rotdrossel (Turdus iliacus). Diese Drosselart schaffte es zwar, an keinem Tag in die Netze zu gehen, aber an den Beringungstagen waren in der Morgendämmerung fast immer die typischen Rufe zu hören.

Hier die Statistik der Neuberingungen des Monats November:


Viele Grüße im Namen des gesamten Teams,
Sebastian Kiepsch

22.11.2011

Die Saison neigt sich dem Ende entgegen

Hallo zusammen!

Die Rotkehlchen (Erithacus rubecula) sind eine der letzten Arten auf dem Zug

Nach 2 weiteren Wochen der Beringung geben wir mal wieder ein Lebenszeichen ab. Alles in allem ist ein Großteil des Zuges abgeschlossen, nur noch wenige Individuen werden pro Beringungstag gefangen. Insgesamt waren dies noch 120 Vögel aus 15 Arten, dabei liegen die Rotkehlchen (Erithacus rubecula) mit 35 Neuberingungen abermals auf Platz 1, gefolgt von 31 Rohrammern (Emberiza schoeniclus) und einem geteilten dritten Platz mit je 13 Amseln (Turdus merula) und Zaunkönigen (Troglodytes troglodytes).

Alte Eisvögel (Alcedo atthis) fallen durch den
besonders glänzenden Blauton ihres Gefieders auf
Natürlich wurden auch wieder späte Durchzügler häufiger Arten gefangen: Neben 2 Singdrosseln (Turdus philomelos) ist vor allem ein weiterer Zilpzalp (Phylloscopus collybita) zu nennen. Als echtes Highlight ging auch ein weiterer junger Eisvogel (Alcedo atthis) in die Netze. In diesem Zusammenhang gibt es auch einen interessanten Wiederfang eines im letzten Jahr beringten Eisvogels zu vermelden. Bei der sehr niedrigen Wiederfangquote dieser Tiere ein erfreuliches Ereignis, zumal die Altvögel mit dem kräftigen Blauton und den strahlend orangen Beinen auch ein schöner Anblick sind.

Weiterhin wurden noch 4 Beutelmeisen (Remiz pendulinus) beringt. Hierbei fallen vor allem große Unterschiede im Entwicklungsstadium der Jungvögel auf. Während einige Beutelmeisen optisch kaum von Altvögeln zu unterscheiden sind, haben manche die für diese Art typische, schwarze Maske noch nicht ausgebildet. Es bleibt fraglich, ob dies auf unterschiedliche Populationen oder Mehrfachbruten zurückzuführen ist.
Zwei junge Beutelmeisen (Remiz pendulinus) in unterschiedlichen
Stadien der Gefiederentwicklung.
Doch was die Fangzahlen nicht vermuten lassen: Es geht weiterhin rund im kleinen IKEA-Biotop. Neben den obligatorischen Trupps von Erlenzeisigen (Carduelis spinus) und Stieglitzen (Carduelis carduelis) sind nun vermehrt auch Schwanzmeisen (Aegithalos caudatus), insbesondere nachmittags zu hören und zu sehen. Im letzten Jahr gelang bei letzterer Art auch der Fang von 6 Exemplaren der nordischen Unterart Aegithalos [caud.] caudatus, die mit ihrem schneeweißen Kopfgefieder sehr auffällig sind. In diesem Jahr ist ein vergleichbarer Einflug der Skandinavier aber bislang ausgeblieben.

Schwanzmeisen (Aegithalos caudatus) sind stets in kleinen
Trupps unterwegs, die sich lautstark bemerkbar machen
Und auch die eine oder andere Überraschung war uns noch vorbehalten: Über mehrere Tage hielt sich eine Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus) im Gebiet auf, die aufgrund der geringen Fluchtdistanz dieser Art mehrmals aus nächster Nähe beobachtet werden konnte. Leider ging auch sie nicht ins Netz. Der absolute Höhepunkt dieser Aktion war jedoch die Beobachtung eines spät durchziehenden Weißstorchs (Ciconia ciconia), der am 19.11. in geringer Höhe über dem Gebiet kreiste. Nach kurzer Zeit wurde dieser dann von einem herannahenden Wanderfalken (Falco peregrinus) in der Luft attackiert und machte sich daraufhin schnell aus dem Staub. Bei einem so spät durchziehenden Individuum ist fraglich, ob er überhaupt den Zugweg bis Afrika einschlägt, oder sich einer der kleinen, in Europa überwinternden Teilpopulationen anschließt. So oder so eine in allen Belangen interessante Beobachtung.

Noch ein Wort für eine gute Sache:
Die Beringungsstation meldet ab sofort auch in dem vom DDA neu geschaffenen Portal www.ornitho.de und lädt alle interessierten Leser ein, sich an diesem einmaligen Projekt zur systematischen Erfassung sämtlicher Beobachtungen von Vögeln zu beteiligen. Von der Amsel bis zur Zwergammer kann alles online und punktgenau gemeldet werden, die Teilnahme ist natürlich kostenlos. Helfen Sie mit ihren Beobachtungen mit, die Vogelwelt besser zu verstehen! Unsere interessanten Fänge sind unter der Ortsbezeichnung "Beringungsstation Mittleres Saartal" zu finden, die Beobachtungen im Gebiet unter "IKEA-Biotop" - und das meist schon kurz nach dem Fang oder der Beobachtung. Schauen Sie doch mal rein!
 
Hier wie gewohnt alle interessanten Fänge im Überblick:

10.11.
3 Beutelmeisen (Remiz pendulinus)

11.11.
1 Zilpzalp (Phylloscopus collybita)

19.11.
1 Eisvogel (Alcedo atthis) + 1 Kontrollfang, beringt 2010
1 Beutelmeise
 
Viele Grüße im Namen des gesamten Teams,
Sebastian Kiepsch

05.11.2011

Neuer Monat, neues Glück

Hallo zusammen!

Rotdrossel (Turdus iliacus) - 2010 wurde auch 1 Ex. beringt
Nun ist also der November angebrochen, der letzte Monat der Herbstzugberingung 2011. Der November ist weniger geprägt durch große Zahlen, weder im Artenspektrum, noch bei Individuenzahlen. Der Fokus in diesem Monat liegt hauptsächlich in der Phänologie, also dem zeitlichen Verlauf des Zugs. Interessant ist hierbei vor allem, welche Arten noch so spät unterwegs sind, denn für viele Vogelarten ist der Zug hierzulande eigentlich bereits abgeschlossen. Daneben ziehen natürlich weiterhin nordische Arten zum Überwinterungsgebiet, wie z.B. Rotdrosseln (Turdus iliacus) und Bergfinken (Fringilla montifringilla). Im letzten Jahr konnten neben diesen beiden Arten auch zahlreiche Waldvögel beringt werden, welche zum Winter hin zur Nahrungssuche in offenere Landstriche ausfliegen. Außerdem besteht immer noch die Chance auf extreme Seltenheiten, denn gerade jetzt ziehen noch Vögel aus den Brutgebieten im extremen Norden und Nordosten Europas durch. Man darf also auch in diesem Monat gespannt sein, was denn da noch so kommen mag.

Erlenzeisig (Carduelis spinus) - junges Männchen
 Natürlich wurde im November auch bereits beringt. In der letzten Woche wurden insgesamt 174 Individuen aus 14 Arten beringt. Unangefochtener Spitzenreiter sind die Rotkehlchen (Erithacus rubecula), die mit 114 Exemplaren noch stark auf dem Zug sind, gefolgt von der Rohrammer (Emberiza schhoeniclus) mit 18 und der Heckenbraunelle (Prunella modularis) mit 10 Neuberingungen. Man sieht, die Fangzahlen vieler Arten werden immer geringer. Interessante Nachweise für den November gelangen bereits mit einem Zilpzalp (Phylloscopus collybita) und 3 Mönchsgrasmücken (Sylvia atricapilla).

Junge Teichralle (Gallinula chloropus),
häufig auch "Teichhuhn" genannt
Auch die ersten Highlights konnten für diesen Monat schon verzeichnet werden. Neben einer weiteren Beutelmeise (Remiz pendulinus) und 2 Erlenzeisigen (Carduelis spinus) gelang auch der Fang einer Teichralle (Gallinula chloropus) in einer Bodenfalle, trotz des hohen Wasserstands. Ein weiterer Fremdfang war uns auch noch vergönnt, dabei handelt es sich um eine Rohrammer mit Ring aus Paris.
 
Man kann nur hoffen, dass dieser Monat so weiter geht. Sollten die milden Temperaturen anhalten, werden wir natürlich auch weiterhin beringen. Wie immer gibts hier noch die Auflistung aller interessanten Fänge:

01.11.
1 Beutelmeise (Remiz pendulinus)

02.11.
1 Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla)
1 Zilpzalp (Phylloscopus collybita)

05.11.
2 Erlenzeisige (Carduelis spinus)
2 Mönchsgrasmücken
1 Teichralle (Gallinula chloropus)
Rohrammer (Emberiza schoeniclus) - Fremdfang Paris

Viele Grüße aus der Beringungsstation,
Sebastian Kiepsch

02.11.2011

Monatszusammenfassung Oktober

Hallo an alle ornithologisch Interessierten!

Rolf Klein mit der gerade gefangenen Zwergammer (Emberiza pusilla).
Diese Art wurde erst zum zweiten Mal im Saarland nachgewiesen.
Nun ist also auch der dritte Monat der Herbstzugberingung 2011 abgeschlossen. Unser Team blickt durchaus positiv auf den vergangenen Monat zurück, vor allem aufgrund des sensationellen Fangs einer Zwergammer (Emberiza pusilla) an einem der stärksten Zugtage, die im Biotop je registriert wurden.

Die Rohrammer (Emberiza schoeniclus) ist die häufigste Art
des letzten Monats mit über 700 Neuberingungen
Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten: Viele Arten, die im letzten Jahr noch häufig gefangen wurden, sind in diesem Jahr selten oder gar nicht vertreten, insbesondere sämtliche Waldarten, die aus unerfindlichen Gründen 2010 in artfremde Biotope ausflogen. Andere Arten, wie der Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) und die Gartengrasmücke (Sylvia borin) sind in diesem Jahr bereits abgezogen, was vermutlich auf das durchweg passable Wetter zurückzuführen ist. Die Rohrammer (Emberiza schoeniclus) scheint nach schwachen Fangzahlen im Vorjahr augenscheinlich wieder auf das übliche Niveau zurückgekehrt zu sein, die statistische Beurteilung ist jedoch durch die geringere Zahl der Fangtage erschwert.

Kohlmeisen (Parus major) und andere typische
Waldbewohner sind in diesem Jahr nur selten im Gebiet
Das IKEA-Biotop zeichnet sich in diesem Jahr vor allem durch den enorm hohen Wasserstand aus. Umso erstaunlicher ist es, dass dennoch eine Wasserralle (Rallus aquaticus) und 2 Bekassinen (Gallinago gallinago) beringt werden konnten. Leider ist in diesem Jahr die Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus) ausgeblieben, die sonst eigentlich regelmäßig gefangen werden konnte. Darüber hinaus scheinen Disteln und Erlen, die bevorzugten Nahrungsquellen der Stieglitze (Carduelis carduelis) und Erlenzeisige (Carduelis spinus), in diesem Jahr nur wenig Samen zu tragen, die beiden Arten kommen daher nur in geringerer Zahl vor.

An dieser Stelle wurde im letzten Monat auch das Massensterben der Amseln (Turdus merula) thematisiert. Auch heute gilt noch, was auch letzten Monat galt: Bislang wurde von uns keine Amsel mit Symptomen einer Usutu-Infektion gefangen. Die geringeren Fangzahlen im Vergleich mit 2010 sind vor allem auf die geringere Zahl der Beringungstage zurückzuführen.

Auch in diesem Monat möchten wir mit einer guten Nachricht schließen: Endlich konnte der Bergpieper (Anthus spinoletta) wieder auf dem Herbstzug beringt werden, was zuletzt 2008 gelang. Wie man sieht, ist der eine oder andere gute Fang noch drin! Dies hängt aber vor allem vom Wetter in den nächsten Wochen ab: Solange kein morgentlicher Frost zu befürchten ist und das schöne Wetter anhält, werden wir weiterhin beringen.

Hier die Statistik der Neuberingungen des Monats Oktober:


Viele Grüße aus der Beringungsstation,
Sebastian Kiepsch

31.10.2011

Der Oktober geht vorüber


Hallo zusammen!

Adulter Bergpieper (Anthus spinoletta) - Erste Herbstberingung seit 2008

Leider hat uns das mobile Internet auf Helgoland einen Strich durch die Rechnung gemacht, daher heute  nach einer weiteren Beringungswoche die verspätete Meldung. Ein Reisebericht wird aber definitiv noch folgen!

Auch 5 Feldsperlinge (Passer montanus) konnten
bei dieser Aktion beringt werden.
In der letzten Oktoberwoche wurden insgesamt 391 Vögel aus 21 Arten beringt, für diese Zugphase ist diese Anzahl an Neuberingungen überraschend gut, was nicht zuletzt auf das milde Klima zurückzuführen ist. Stärkste Art der Beringungsaktion ist erwartungsgemäß das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) mit 187 Exemplaren, vor der Rohrammer (Emberiza schoeniclus) mit 75 gefangenen Individuen und einem geteilten dritten Platz mit je 21 Staren (Sturnus vulgaris) und Zaunkönigen (Troglodytes troglodytes). Für diese Zeit des Jahres überraschend stark vertreten war auch die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) mit 5 Neuberingungen. Dennoch scheint der Zug vieler Arten in diesem Jahr bereits früher als im vergangenen Jahr abgeschlossen zu sein.

Stare (Sturnus vulgaris) suchen momentan fast alltäglich
in großen Trupps die Schilfgürtel als Schlafplatz auf
Neben den häufigen Arten wurden auch dieses Mal wieder einige sehr erfreuliche Fänge gemacht. Neben einer weiteren Beutelmeise (Remiz pendulinus), einer Bekassine (Gallinago gallinago) und einer Wasserralle (Rallus aquaticus) war vor allem ein Bergpieper (Anthus spinoletta) der Star dieser Aktion. Es wurde zwar bereits im Frühjahr ein Bergpieper auf dem Zug ins Brutgebiet beringt, dieser Fang ist aber die erste Herbstberingung dieser Art seit 2008. Insgesamt geht diese Art trotz zahlreicher Durchzügler sehr selten ins Netz, da als Rastbiotope Schilfgebiete eher gemieden werden.

Ein weiterer Fremdfang ist zu verbuchen: Dabei handelt es sich um eine Rohrammer mit Ring aus Stockholm. Eine weitere interessante Beobachtung aus dem Gebiet waren 2 Waldwasserläufer (Tringa ochropus), welche am 31.10. bei einem Rundgang aufflogen und leider abzogen, bevor sie gefangen werden konnten.

Hier noch einmal alle Highlights im Überblick:

25.10.
1 Wasserralle (Rallus aquaticus)

27.10.
1 Beutelmeise (Remiz pendulinus)

28.10.
1 Bekassine (Gallinago gallinago)
Rohrammer (Emberiza schoeniclus) - Wiederfang Stockholm

29.10.
1 Bergpieper (Anthus spinoletta)

Viele Grüße aus der Beringungsstation,
Sebastian Kiepsch

16.10.2011

Ein Tag wie kein anderer!

Hallo zusammen!

Die nächste Rarität konnte beringt werden:

Zwergammer (Emberiza pusilla) - Zweitnachweis für das Saarland
Nach der letzten, ruhigen Woche überschlugen sich die Ereignisse in den letzten Tagen geradezu! Durch den Wetterumschwung und die sonnigen Tage ist der Zug so richtig in Fahrt gekommen. Insbesondere der 13.10. war nicht nur quantitativ in diesem Jahr der stärkste Tag mit 325 Neuberingungen, sondern lieferte mit der oben abgebildeten Zwergammer (Emberiza pusilla) auch noch den bisher interessantesten Fang des Jahres. Diese Art brütet in Nordskandinavien und Russland und zieht gewöhnlich in ihr Winterquartier nach Indien und Südostasien. Dieser Vogel hat sich aber vermutlich einem Rohrammern-Trupp angeschlossen und fand so seinen Weg nach Mitteleuropa, ein echter Irrflügler also! Die Zwergammer konnte zuvor lediglich 2001 im Saarland nachgewiesen werden, damals ebenfalls durch eine Beringung im IKEA-Biotop.

Singdrossel (Turdus philomelos)
Insgesamt wurden von 12.10.-15.10. 747 Vögel aus 18 Arten neu beringt, absoluter Spitzenreiter war die Rohrammer (Emberiza schoeniclus) mit 413 Fängen + einem Fremdfang mit Ring aus Paris, gefolgt von 166 Rotkehlchen (Erithacus rubecula) und 47 Heckenbraunellen (Prunella modularis). Interessant ist auch die enorm hohe Zahl von 19 neu beringten Singdrosseln (Turdus philomelos). Der Zug dieser Arten ist also im vollen Gange, doch auch vereinzelte Mönchsgrasmücken (Sylvia atricapilla) und Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) konnten in diesen Tagen beringt werden. Im vergangenen Jahr wurde der letzte Teichrohrsänger übrigens noch im November beringt!

junger Erlenzeisig (Carduelis spinus)
Die oben gezeigte Zwergammer ist keineswegs der einzige erwähnenswerte Fang, daneben konnten auch die ersten beiden Erlenzeisige (Carduelis spinus) des Jahres gefangen werden. Als typische Wintergäste treffen diese jetzt nach und nach ein und suchen im Biotop in den namensgebenden Erlen nach Samen, von denen sie sich im Winter ernähren. Die Zahl der jährlich beringten Erlenzeisige ist dabei sehr variabel (von 0 bis über 300 Stück!), je nach Nahrungsangebot halten sich mehr oder weniger Zeisige im Gebiet auf.

Desweiteren konnte eine spezielle Unterart des Zilpzalps (Phylloscopus collybita abietinus) beringt werden, die vorwiegend in Skandinavien heimisch ist. Die Bestimmung dieser Unterart ist hierbei recht schwierig, da sie der einheimischen Unterart collybita sehr ähnlich sieht. Auch 7 weitere Beutelmeisen (Remiz pendulinus) sind unter den Neuberingungen, daneben konnten wir drei weitere Fremdfänge (aus Madrid, Hiddensee und Paris) dieser Art verbuchen.

In der nächsten Woche wird die Beringung pausieren, denn ein Großteil der Beringungs-AG macht eine mehrtägige Exkursion nach Helgoland! Sofern es die Zeit erlaubt, werden wir uns jedoch von dort mit einem kleinen Reisebericht melden. Wir hoffen auf schöne Beobachtungen und spannende Helgoländer Vogeltage!

In der Zwischenzeit hier nochmal die Highlights als Liste:

13.10.
bisher stärkster Fangtag des Jahres mit 325 Neuberingungen
3 Beutelmeisen (Remiz pendulinus)
223 Rohrammern (Emberiza schoeniclus) + 1 Fremdfang Paris, so viele wie nie zuvor an einem einzigen Tag!
1 Zwergammer (Emberiza pusilla)


14.10.
3 Beutelmeisen + 2 Wiederfänge aus Hiddensee und Madrid
2 Erlenzeisige (Carduelis spinus)
1 abietinus-Zilpzalp (Phylloscopus collybita abietinus)

15.10.
1 Beutelmeise + 1 Wiederfang aus Paris

Viele Grüße im Namen des gesamten Teams,
Sebastian Kiepsch

09.10.2011

Die Oktober-Flaute

Hallo zusammen!

Die Heckenbraunelle (Prunella modularis) - Im Oktober unter den stärksten Arten
Auf schönes Wetter folgt Regen, auf schöne Fänge bei der Beringung auch mal eine Phase, in der wenig  passiert. Diese Flaute scheint im Moment erreicht zu sein. Bei zwei weiteren Aktionen in der letzten Woche mussten wir feststellen, dass bei uns jetzt beides zutrifft. Der Wasserstand liegt nach den zwischenzeitlichen Regenfällen wieder auf Höchststand, Rallen, Watvögel und Schnepfen wurden also wieder einmal nicht gefangen. Als ob das noch nicht reichen würde, sind auch die Highlights größtenteils ausgeblieben, bei gerade mal 134 Gesamtfängen aus 14 Arten. Der Spitzenreiter dieser Aktion war abermals die Rohrammer (Emberiza schoeniclus) mit alleine 75 Individuen, gefolgt von 17 Zilpzalpen (Phylloscopus collybita) und 10 Rotkehlchen (Erithacus rubecula). Der Zug der Beutelmeisen (Remiz pendulinus) hält an, jeden Tag sind die typischen Rufe im Gebiet zu hören. Leider gingen diesmal nur 3 weitere Exemplare in die Netze, darunter leider auch keine Fremdfänge. Im Anblick der extremen Raritäten, die jederzeit möglich sind, ein doch ernüchterndes Ergebnis.

Zaunkönig (Troglodytes troglodytes)
Dennoch wollen wir die Gelegenheit nutzen, um einen kurzen Überblick über einige typische Oktoberarten zu bieten. Zu nennen sind natürlich die beiden häufigsten Arten des Monats, die Rohrammer und das Rotkehlchen. Beide Arten haben im Oktober den Höhepunkt ihres Zugs, daneben gibt es aber weitere Arten, die viel häufiger als sonst gefangen werden. Eine dieser Arten ist die Heckenbraunelle (Prunella modularis), welche nun verstärkt zur Nahrungssuche und Rast im Gebiet anzutreffen ist. Eine weitere typische Art im Oktober ist der Zaunkönig (Troglodytes troglodytes), einer der kleinsten heimischen Vögel, der hauptsächlich in Wäldern und Gebüschen heimisch ist. Generell treibt es typische Waldbewohner nun in offenere Gebiete, allen voran natürlich das Rotkehlchen, aber auch z.B. Blaumeisen (Parus caeruleus) und Kohlmeisen (Parus major) werden im Oktober stärker gefangen als sonst.

Junge Bachstelze (Motacilla alba)
Auch weiterhin sind Offenlandarten im Biotop vorhanden, neben Bachstelzen (Motacilla alba) und Staren (Sturnus vulgaris), die abends häufig in Trupps das Schilf als Schlafplatz aufsuchen, sind tagsüber oft die Rufe von größeren Verbänden von Stieglitzen (Carduelis carduelis) zu hören, die zur Nahrungsaufnahme Disteln und andere Samen tragende Pflanzen anfliegen. Zu den besonderen Arten im Oktober zählen Erlenzeisige (Carduelis spinus), Bartmeisen (Panurus biarmicus) und Zwergschnepfen (Lymnocryptes minimus) - Mal sehen, ob deren Fang auch in diesem Jahr wieder gelingt.

In der nächsten Woche folgen voraussichtlich zwei weitere Aktionen, mit hoffentlich besserem Fangerfolg. Bis dahin noch einmal die sehr kurze Zusammenfassung der Woche:

08.10.
3 Beutelmeisen (Remiz pendulinus)

Viele Grüße im Namen des ganzen Beringungsteams,
Sebastian Kiepsch

05.10.2011

Der goldene Oktober

Hallo an alle Leser!

Das IKEA-Biotop am frühen Morgen bei strahlendem Sonnenschein
Der Oktober ist da und zeigte sich, zumindest was das Wetter angeht, von seiner schönsten Seite. Am verlängerten Wochenende wurde von 30.09.-03.10. beringt, dabei konnten insgesamt 381 Vögel aus 19 Arten gefangen und beringt werden. Der Spitzenreiter mit weitem Abstand ist die Rohrammer (Emberiza schoeniclus) mit 182 Tieren, gefolgt von Rotkehlchen (Erithacus rubecula) mit 60 Neuberingungen und Mönchsgrasmücken (Sylvia atricapilla) mit 41 Fängen.

Goldammer (Emberiza citrinella)
Ein übliches Bild für diese Jahreszeit, in der die im Volksmund auch "Rohrspatzen" genannten Rohrammern verstärkt tagsüber und abends im Biotop rasten, um auf ihrem Zug etwas Nahrung - vorwiegend Sämereien - aufzunehmen. In den Rohrammertrupps fliegen nicht selten auch Goldammern (Emberiza citrinella) und gelegentlich auch andere Arten mit, so konnte in der Vergangenheit eine Zwergammer (Emberiza pusilla) im IKEA-Biotop gefangen werden - ein Erstnachweis für das Saarland. Zumindest die erstgenannte Goldammer wurde bei dieser Aktion gefangen, ganze 2 Exemplare wurden beringt.


Waldbewohner wie die Haubenmeise (Parus cristatus) waren
2010 häufige Gäste im Biotop - Eine einmalige Situation!
Die Zeit Ende September bis Anfang Oktober ist generell eine hochinteressante Zugphase, da es hier häufiger zu Irrflüglern kommen kann. Aus unbekannten Gründen wählen manche Vögel entgegen der allgemeinen Zugrichtung der Art eine andere Zugroute oder fliegen fälschlicherweise mit Trupps verwandter Arten umher. Gerade diese Fänge, meist von Arten aus Sibirien oder Nordskandinavien, machen die Beringungsarbeit sehr spannend. Spektakuläre Fänge der vergangenen Jahre waren z.B. ein Taigalaubsänger (Phylloscopus tristis) und eine Gelbkopf-Schafstelze (Motacilla flava flavissima) - beide 2009 beringt. Im letzten Jahr blieben diese Raritäten aus, vielmehr war der Zug als Ganzes sehr ungewöhnlich, aufgrund enorm vieler ziehender Waldvögel. Es bleibt abzuwarten, was dieses Jahr für uns bereithält!

Bekassine (Gallinago gallinago)
Bei dieser ersten Aktion des Monats wurden auch einige schöne Fänge gemacht, darunter 1 Bekassine (Gallinago gallinago), 1 Eisvogel (Alcedo atthis) und 7 Beutelmeisen (Remiz pendulinus) + 2 Wiederfänge mit Ring aus Paris. Der Trend der hohen Wiederfangquote bei den Beutelmeisen scheint sich somit auch dieses Jahr wieder zu bewahrheiten. Erfreulich ist vor allem der Fang der Bekassine: Der Schnepfenvogel fand durch den absinkenden Wasserstand einige Rastflächen. Sollte dieser Zustand anhalten, kann man sich auf die nächsten Wochen, in denen noch andere Schnepfen- und Watvögel durchziehen.

Eine interessante Zugbeobachtung war uns noch am 03.10.2011 möglich, als ein Trupp von 5 Reihern in niedriger Höhe über dem Biotop kreiste, darunter 3 Silberreiher (Casmerodius albus). Wir dürfen gespannt sein, ob der Silberreiher bald auch als Rastvogel im Biotop Station macht.

Hier noch wie in gewohnter Weise die Highlights der Aktion:

01.10.
1 Bekassine (Gallinago gallinago)
4 Beutelmeisen (Remiz pendulinus) + 1 Fremdfang Paris
1 Eisvogel (Alcedo atthis)

02.10.
3 Beutelmeisen + 1 Fremdfang Paris

Viele Grüße,
Sebastian Kiepsch

01.10.2011

Monatszusammenfassung September

Hallo zusammen!

Erst der vierte Nachweis dieser Art im Saarland (23.09.2011)
Der Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola)
Auch der zweite Herbstzugmonat 2011 ist vorüber. Die Trends des Vormonats wurden dabei weitgehend bestätigt, mit Qualität vor Quantität. Die beiden herausragenden Fänge im September waren dabei der Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola) und der Rohrschwirl (Locustella luscinioides), welche im Vorjahr nur im August beringt werden konnten. Vergleicht man den Zugverlauf mit 2010 fällt vor allem das Fehlen der Waldarten auf (z.B. Meisen), die im letzten Jahr ungewöhnlich stark auf dem Zug waren. Im großen Ganzen ist keine große Verschiebung der Zugzeiten zu bemerken, was auch anhand des Eintreffens der Beutelmeisen einen Tag vor dem Erstfang im Vorjahr zu belegen ist. Doch auch diesen Monat macht sich das seltenere Beringen im Vergleich zu 2010 bemerkbar, viele häufige Arten wurden daher in deutlich seltenerer Zahl gefangen, andere Arten, die oftmals durch Zufall gefangen werden, gar nicht.

Ging im September am häufigsten ins Netz
Die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla)
Der Wasserstand ist im Vergleich zum August wegen der Schönwetterperiode etwas zurückgegangen, aber wohl leider zu spät, um noch ziehende Watvögel anzulocken, auch die Tüpfelralle (Porzana porzana), die zuletzt 2009 gefangen werden konnte, blieb aus. Umso erfreulicher, dass der Fang einer Wasserralle (Rallus aquaticus) gelungen ist. Mal sehen, ob sich da im nächsten Monat noch etwas positiv entwickelt, im Hinblick auf den Fang von Zwergschnepfen (Lymnocryptes minimus) und anderer spät durchziehender Arten.


Nach Rekordzahlen 2010 dieses Jahr seltener
Die Singdrossel (Turdus philomelos)
Nach deutschlandweiten Berichten über die Erkrankung und ein "Massensterben" aufgrund der Infektion mit dem Usutu-Virus müssen einige Fangzahlen besonders sensibel betrachtet werden. Betroffen sind vor allem Amseln (Turdus merula), aber auch andere Drosseln, Stare (Sturnus vulgaris) und weitere Arten. Dennoch sind alle betroffenen Arten noch im Biotop vorhanden, jeden Morgen sind mehrere Amseln rufend nachzuweisen und es wurde noch kein Individuum mit Krankheitssymptomen gefangen. Der "Einbruch" der Fangzahlen der Drosseln im Vergleich zum Vorjahreszeitraum liegt aus unserer Sicht weniger an schwacher Population 2010 als an starker Population 2011 - sowohl Amsel als auch Singdrossel (Turdus philomelos) wurden letztes Jahr in Rekordzahl gefangen!

Die gute Nachricht des Monats ist die hohe Zahl an Eisvögeln (Alcedo atthis) und Beutelmeisen (Remiz pendulinus) im Gebiet. Ein großer Gewinner sind auch die Zilpzalpe (Phylloscopus collybita), die offenbar ein sehr starkes Brutjahr hatten.

Hier die Statistik der Neuberingungen in aller Ausführlichkeit:


Viele Grüße aus der Beringungsstation,
Sebastian Kiepsch

28.09.2011

Und das nächste Highlight!

Hallo allerseits!

junger Rohrschwirl (Locustella luscinioides)
Auch der September neigt sich dem Ende entgegen und er verabschiedet sich mit einem schon länger erwarteten Gast: Endlich wurde der erste Rohrschwirl (Locustella luscinioides) des Herbstzugs gefangen. In diesem Jahr wurde zwar bereits ein Exemplar zum Frühjahrszug beringt, allerdings waren in den vorigen Jahren auch stets einige Individuen im Herbst (dabei vor allem Ende August) gefangen worden. Das dabei stärkste Jahr war 2009 mit insgesamt 9 beringten Rohrschwirlen. Das nun gefangene Exemplar ist dabei ein recht später Nachweis der Art im Saarland.

Ansonsten wurden bei der letzten Aktion des Monats am 27.09. und 28.09.  insgesamt 116 Vögel aus 17 Arten beringt, der Spitzenreiter ist dabei zum ersten Mal die Rohrammer (Emberiza schoeniclus) mit 32 Tieren, gefolgt von 23 Rotkehlchen (Erithacus rubecula) und 18 Zilpzalpen (Phylloscopus collybita). Doch auch der Rohrsängerdurchzug ist nicht ganz beendet, immerhin 8 weitere Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) und 1 Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) konnten gefangen werden.

Das IKEA-Biotop im Herbst 2011 - (vgl. Sommer 2011)
Die weiteren Besonderheiten der Aktion waren 6 neu beringte Beutelmeisen (Remiz pendulinus) und 1 Eisvogel (Alcedo atthis). Bei den Beutelmeisen gibt es zudem den ersten Fremdfang dieser Art für das Jahr 2011, ein altes Männchen mit Ring aus Paris machte heute Station im Biotop. Mal schauen ob sich der Trend der hohen Fremdfangquote dieser Art auch in diesem Jahr wieder fortsetzt.


Hier noch die Zusammenfassung der bedeutenden Fänge:

28.09.
6 Beutelmeisen (Remiz pendulinus) + 1 Fremdfang Paris
1 Eisvogel (Alcedo atthis)
1 Rohrschwirl (Locustella luscinioides)
1 Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus)


Viele Grüße,
Sebastian Kiepsch

23.09.2011

Ein Prosit auf den Seggenrohrsänger 2011 - und Beutelmeisen!

Der Titel verrät es:

Junger Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola) - beringt am 23.09.2011
Der seltenste Singvogel Europas ist uns endlich auch in diesem Jahr wieder in die Netze gegangen. Am heutigen Morgen gegen 7:30 Uhr wurde ein diesjähriger Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola) gefangen und beringt. Nachdem in den letzten beiden Jahren der Nachweis dieser seltenen Art jeweils am 10. August gelang - und nur an diesem Tag - erscheint dieser Fang Ende September recht spät. Im benachbarten Luxemburg gab es in der Vergangenheit jedoch bereits Fänge im Oktober. Für das Saarland ist dies erst der vierte Nachweis der seltenen Art - allesamt durch Fänge der Beringungsstation.

Nach dieser kleinen Sensation erstmal ein Hallo an alle Leser!

Es geht rund im kleinen IKEA-Biotop! An den insgesamt vier Beringungstagen zwischen 19.09. und 23.09. wurden zwar nur 203 Vögel aus 19 Arten beringt, es sind aber die Highlights, welche diese Aktion so besonders machen. Die drei Spitzenreiter der Aktion waren die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) mit 53 Tieren, das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) mit 42 Exemplaren und der Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) mit immerhin noch 34 neu beringten Individuen. Interessanterweise konnte kein weiterer Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) neu beringt werden!

Beutelmeise (Remiz pendulinus) - Männchen
Unter den hervorhebenswerten Neuberingungen sind zwei weitere Eisvögel (Alcedo atthis), der oben erwähnte Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola) und die ersten 9 Beutelmeisen (Remiz pendulinus) des Herbstzugs 2011. Letztere Art, die Mitte des letzten Jahrzehnts noch im Saarland brütete, ist mittlerweile lediglich auf dem Zug noch zu beobachten. Im IKEA-Biotop werden jährlich bis zu 100 Beutelmeisen beringt. Dort suchen sie meist die Rohrkolbenbestände in Gewässernähe auf, von deren Sämereien sie sich vorwiegend ernähren. Der Name "Beutel"-Meise rührt von den imposanten Nestbauten, eine Verwandtschaft zu den "echten" Meisen (Paridae) wie z.B. Blaumeise (Parus caeruleus) oder Kohlmeise (Parus major) besteht aber nicht. Interessant an Beutelmeisen ist auch die hohe Wiederfangquote: In den letzten Jahren war im Schnitt eine von 5 gefangenen Beutelmeisen bereits mit einem fremden Ring versehen - im Vergleich zu 1 aus 200 Tieren beim Teichrohrsänger. In diesem Zusammenhang gibt es noch einen Fremdfang zu melden: Ein adulter Teichrohrsänger mit Ring aus Paris wurde am 19.09. gefangen.

Mal sehen, was die nächste Woche uns an Überraschungen noch beschert! In der Zwischenzeit gibt es hier noch die Highlights dieser Woche in der Zusammenfassung:

Der Eisvogel (Alcedo atthis) hatte wohl ein gutes Brutjahr!
19.09.
Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) - Fremdfang Paris

20.09.
1 Eisvogel (Alcedo atthis)

22.09.
1 Eisvogel
9 Beutelmeisen (Remiz pendulinus)

23.09.
1 Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola)

Viele Grüße aus der Beringungsstation,
Sebastian Kiepsch

18.09.2011

Von Laubsängern, Fledermäusen und Wasserrallen

Hallo an alle Leser!

Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris)
Auch die dritte Septemberwoche wurde erfolgreich abgeschlossen. In der Zeit von 12.09.-17.09. wurde an insgesamt vier Tagen beringt. Dabei konnten insgesamt 317 Individuen aus 26 Arten gefangen werden. Zahlenmäßiger Spitzenreiter dieser Aktion war die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) mit 94 Exemplaren, gefolgt von Zilpzalp (Phylloscopus collybita) mit 69 Tieren und dem Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) mit 60 neu beringten Individuen. Zum ersten Mal ist also der Teichrohrsänger nicht ganz vorne. Auch die Zahl der gefangenen Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) ist mit insgesamt 5 neu beringten Tieren rückläufig gegenüber den vorigen Aktionen. Dies deutet darauf hin, dass der Zug der Rohrsänger langsam aber sicher dem Ende entgegen geht und andere Arten nun verstärkt den Weg ins Winterquartier antreten. Interessant in diesem Zusammenhang ist der Fang eines weiteren Sumpfrohrsängers (Acrocephalus palustris) am 13.09., dies könnte der letzte Sumpfrohrsänger des Jahres gewesen sein.

Die hohe Anzahl an Zilpzalpen, welche bereits in der Brutzeit in recht hoher Zahl vorhanden waren, könnte ein Indiz für ein gutes Brutjahr darstellen - die nächsten Aktionen werden noch Genaueres zeigen. Der Zilpzalp ist im Biotop der häufigste Vertreter der Gattung der Laubsänger, neben dem Fitis (Phylloscopus trochilus).

Fitis (Phylloscopus trochilus) (links) und Zilpzalp (Phylloscopus collybita)

Neben den häufigen Arten konnten auch einige besondere Fänge verzeichnet werden: Ein weiteres Blaukehlchen (Luscinia svecica), 2 Eisvögel (Alcedo atthis) und 1 Schafstelze (Motacilla flava spec.) sind da zu nennen. Trotz des hohen Wasserstands konnte zudem die erste Wasserralle (Rallus aquaticus) des Jahres 2011 gefangen werden - bei den Regenmengen der letzten Tage ein überraschender Erfolg. Die Rallenvögel (Rallidae) stellen in der Vogelwelt eine eigene Familie dar, die wie eine Mischung aus Hühnervogel und Watvogel anmutet. Die äußerst scheuen Tiere suchen in Feuchtgebieten auf Schlickflächen nach Nahrung, die vorwiegend aus Insekten, deren Larven, Weichtieren und anderen tierischen Bestandteilen besteht. Daher werden Rallen zumeist auch nicht mit den Fangnetzen, sondern mit speziellen Bodenfallen gefangen. Bei zu hohem Wasserstand liegen diese Fallen unter Wasser, was für die meisten Rallen eher uninteressant ist.

Endlich gefangen! Sebastian Kiepsch mit der ersten Wasserralle (Rallus aquaticus) 2011
Fremdfänge gibt es von dieser Aktion leider keine zu melden, aber ein interessanter Wiederfang eines von uns beringten Vogels: Der junge Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) vom 21.08., damals gefangen mit ca. 28,9 Gramm Gewicht, wurde am 13.09. erneut gefangen mit nun 50,3 Gramm, dies entspricht einer Zunahme von 74 Prozent. Das gewonnene Gewicht steckt vor allem in den enormen Fettreserven (beim letzten Fang Stufe 7 von 8), welche während des Zugs abgebaut werden. Es ist anzunehmen, dass dieses Tier nun den Weg ins Winterquartier antritt und kaum noch Zwischenstopps zur weiteren Nahrungsaufnahme einlegen wird. Gute Reise!

Neben Vögeln wurde auch eine weitere Art auf ihrem Zug gefangen - eine Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii). Diese Fledermausart wandert im Herbst nach Mittel- und Südeuropa in ihr Winterquartier und geht dabei nicht selten in der Abenddämmerung in eines der Fangnetze. Im vergangenen Jahr konnte dabei auch ein in Dresden markiertes Exemplar gefangen werden.

Hier nochmal alle Highlights in tabellarischer Form:

Fabian Feß mit der gefangenen
Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)
12.09.
1 Schafstelze (Motacilla flava spec.)
1 Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus)

13.09.
1 Blaukehlchen (Luscinia svecica)
2 Schilfrohrsänger
1 Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris) (spät dran!)

17.09.
2 Eisvögel (Alcedo atthis)
2 Schilfrohrsänger
1 Wasserralle (Rallus aquaticus) 


Viele Grüße aus der Beringungsstation,
Sebastian Kiepsch



09.09.2011

Der September geht los

Hallo an alle Leser!

Beringtes Rotkehlchen (Erithacus rubecula) - Typische September-Art
Der September ist da und mit ihm ein breites Artenspektrum an Durchzüglern. An insgesamt 4 weiteren Fangtagen seit Monatsbeginn wurden 435 Vögel aus 28 Arten beringt. Der Durchzug der Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) lässt zwar spürbar nach, dennoch war diese Art an allen Tagen mit 134 Exemplaren am stärksten vertreten, dicht gefolgt von der Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) mit 113 Tieren. Stark zugenommen hat die Zahl der Zilpzalpe (Phylloscopus collybita) und die der Rotkehlchen (Erithacus rubecula), es wird spürbar Herbst!

Langsam kommen auch die ersten Rohrammern (Emberiza schoeniclus) an. Die im Volksmund auch "Rohrspatzen" genannten Vögel sind zurzeit ein oft gesehener Gast im Gebiet. Die auch im Biotop brütende Vogelart bewohnt ausgedehnte Schilfbereiche und rastet auf dem Zug auch in diesen. Den Hauptdurchzug erlebt diese Art gegen Ende September, kann aber auch bis in den Winter noch gefangen werden.

Rohrammer (Emberiza schoeniclus) - Links Männchen im Prachtkleid, rechts Weibchen
Der Trend der Vorwochen setzt sich auch bei dieser Aktion fort: Die Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) ziehen verstärkt durch (15 Exemplare gesamt), während sich 2 Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) nach wie vor im Gebiet aufhalten. Bei letzteren ist unter anderem interessant, dass diese beim Wiederfang zuletzt das annähernd doppelte Gewicht im Vergleich zum Erstfang aufwiesen. Der Tisch im Biotop scheint also für beide Arten reich gedeckt zu sein.

Die Highlights dieser Aktion sind 4 weitere Blaukehlchen (Luscinia svecica), 2 Eisvögel (Alcedo atthis) und vor allem der schon lange erwartete erste Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla) des Jahres. Wurde gerade das Fehlen dieser Art in der Monatszusammenfassung für den August noch verwundert festgestellt, so ging er direkt am 02.09. ins Netz. So schnell kann's gehen.

Auch 2 weitere Fremdfänge mit Brüsseler Ring wurden gemacht, 1 weiterer Schilfrohrsänger und 1 Rauchschwalbe (Hirundo rustica). Von anderen Beringungszentralen gab es leider keine Wiederfunde.

Und wie immer hier noch alle interessanten Fänge als Liste:

Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla)
02.09.
2 Eisvögel (Alcedo atthis)
2 Blaukehlchen (Luscinia svecica)
11 Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus)

07.09.
Rauchschwalbe (Hirundo rustica) - Wiederfund Brüssel

08.09.
1 Blaukehlchen
2 Schilfrohrsänger + 1 Wiederfund Brüssel

09.09.
1 Blaukehlchen
2 Schilfrohrsänger


Viele Grüße,
Sebastian Kiepsch

02.09.2011

Monatszusammenfassung August

Hallo zusammen!

Zwergdommel (Ixobrychus minutus) - beringt 2010, wiedergefangen 2011
Der erste Herbstzugmonat 2011 ist beendet. Die Ergebnisse können sich dabei durchaus sehen lassen, mit einigen Besonderheiten und zahlreichen Arten war der August ein sehr zufriedenstellender Monat. Der beste Fang des Monats war dabei eindeutig die beringte Zwergdommel (Ixobrychus minutus), welche im vergangenen Jahr von uns an gleicher Örtlichkeit beringt wurde. Zum Zugverlauf gibt es vor allem zu sagen, dass viele Arten den Weg ins Winterquartier deutlich früher antreten, als es in den letzten Jahren der Fall war, vor allem Rotkehlchen (Erithacus rubecula). Insgesamt fällt aber auch auf, dass in diesem Jahr mit etwas geringerer Intensität beringt wird, die Gesamtfangzahl ist etwas niedriger als im vorigen Jahr.

Die Grünfinken (Carduelis chloris) sind nach dem
riesigen Bruterfolg 2010 in diesem Jahr nicht so häufig
Der hohe Wasserstand aufgrund der starken Regenfälle im Juli macht uns aber etwas zu schaffen, insbesondere Watvögel und Rallen, die fast ausschließlich in Bodenfallen auf den Schlickflächen gefangen werden, bleiben aus, da Schlickflächen momentan kaum vorhanden sind. Andere Arten sind in diesem Jahr deutlich seltener vorhanden, so wurde z.B. auf dem Herbstzug noch kein Rohrschwirl (Locustella luscinioides) gefangen, der sonst regelmäßig in die Netze geht. Auch Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla) blieben in diesem Jahr bislang aus, in den vergangenen Jahren wurden hingegen stets einige Exemplare gefangen. Die Grünfinken (Carduelis chloris), welche im letzten Jahr mit über 600 Gesamtfängen ein Sensationsjahr hatten, sind zum Niveau der Vorjahre zurückgekehrt. Ein großer Verlierer sind auch Drosseln wie Amsel (Turdus merula) und Singdrossel (Turdus philomelos).

Die Wasserralle (Rallus aquaticus) konnte dieses Jahr aufgrund
des hohen Wasserstands leider noch nicht gefangen werden
Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass Arten wie Wendehals (Jynx torquilla), Blaukehlchen (Luscinia svecica) und Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) in schöner Regelmäßigkeit gefangen wurden, trotz der geringeren Zahl der Beringungstage.

Hier die Statistik der Neuberingungen in aller Ausführlichkeit:


Viele Grüße aus der Beringungsstation,
Sebastian Kiepsch

01.09.2011

Drei weitere Fangtage

Hallo zusammen!

Eine weitere Woche neigt sich dem Ende entgegen. Während ich gerade in der Hütte sitze und die Netze schon für den nächsten Fangtag  morgen geöffnet sind, wollte ich die Gelegenheit noch nutzen, um die letzten Tage kurz zusammenzufassen.

Der Eisvogel (Alcedo atthis) ist momentan ein häufiger Gast

Die letzte Aktion des Monats August lief von 28.08. - 30.08. Mit 287 Individuen aus 20 Arten ist sie quantitativ nicht die stärkste, qualitativ war aber auch wieder der eine oder andere Fang dabei. Die zahlenmäßigen Spitzenreiter waren erneut Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) und Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla). Auch 8 weitere Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) plus ein Fremdfang mit Brüsseler Ring gingen in die Netze. Bemerkenswert ist weiterhin, dass zwei der zu Beginn und Mitte des Monats beringten Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) sich immer noch im Gebiet aufhalten. Ein kleines Zug-Hoch hatten auch die Weidenmeisen (Parus montanus), von denen an einem Tag gleich 3 Exemplare gefangen wurden.

Die Weidenmeise (Parus montanus) ist
die kleinste der einheimische Meisen
Die Highlights der Aktion waren aber ein Wendehals (Jynx torquilla) und 3 weitere Eisvögel (Alcedo atthis). Bei letzteren fällt insbesondere auf, dass ausschließlich Jungvögel gefangen wurden. Ist der Eisvogel in der Literatur auch oft als Standvogel beschrieben, so werden dennoch die Jungtiere nach der Brutzeit von den Altvögeln aus dem Revier vertrieben. Die jungen Eisvögel suchen sich dann ein neues Revier, diese Suche ist oft auch mit längeren Flugstrecken verbunden, was man anhand des Wiederfangs eines Eisvogels mit Ring der Vogelwarte Hiddensee aus dem letzten Jahr belegen kann.

An Fremdfängen gibt es diesmal zwei zu vermelden, beide aus Brüssel, beide Rohrsänger, einer Teich-, der andere der oben erwähnte Schilfrohrsänger. Bleibt zu warten, wann die ersten "weitgereisten" Fremdfänge aus Skandinavien und dem Baltikum eintreffen.

Eine interessante Beobachtung gibt es noch vom 30.08., hier wurden gleich 5 Waldwasserläufer (Tringa ochropus) im Biotop beobachtet, die jedoch allesamt nicht gefangen werden konnten.

Hier wie gewohnt die Highlights der Aktion:

Der Waldwasserläufer (Tringa ochropus)
konnte im letzten Jahr auch beringt werden
28.08.
1 Eisvogel (Alcedo atthis)
1 Wendehals (Jynx torquilla)

29.08.
1 Eisvogel
2 Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus)

30.08.
1 Eisvogel
6 Schilfrohrsänger + 1 Fremdfang aus Brüssel


Viele Grüße aus der Beringungsstation,
Sebastian Kiepsch