Hallo zusammen!
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Sperbergrasmücke, Jungvogel - Saarländischer Erstnachweis 2014 |
Mit Superlativen sollte man ja bekanntermaßen immer vorsichtig sein, aber das vergangene Jahr 2014 war für die Beringung im Saarland eines der spannendsten Jahre seit Beginn der systematischen Beringungstätigkeit.Wir möchten daher kurz Bilanz ziehen und die interessantesten Entwicklungen und Fänge vorstellen.
2014 - Das war Masse UND Klasse!
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Bartmeise, Männchen - zuletzt 2010 gefangen |
Mit dem Beginn der Vergleichsdatenerfassung in "Klein's Garten" in Biringen und der durchgehenden und intensiven Erfassung im IKEA-Biotop lagen die Beringungszahlen im vergangenen Jahr über 12.000 Individuen - so viele Vögel wurden von unserem Team in einem Jahr noch nie beringt. Speziell im IKEA-Biotop gab es 2014 drei der zehn fangstärksten Beringungstage aller Zeiten, darunter den stärksten jemals registrierten Tag mit 510 Gesamtfängen!
Masse und Klasse schließen sich dabei auch nicht gegenseitig aus: An beiden Fangplätzen gab es extrem artenreiche Jahre. In Klein's Garten gab es insgesamt 55 Arten, ein mehr als beachtliches Ergebnis! Im IKEA-Biotop wurden 80 verschiedene Arten beringt - nur das Jahr 2010, in dem beinahe durchgehend erfasst wurde, übertrifft mit 86 Arten dieses Ergebnis. Zählt man beide Standorte zusammen, wurde diese Bestmarke sogar mit exakt 90 Arten übertroffen.
Besonders erfreulich waren natürlich auch die großen Highlights 2014, mit der Sperbergrasmücke und den gleich 3 Gelbbrauen-Laubsängern. Daneben gab es mit einem Sprosser auch noch einen unerwarteten Zweitnachweis für das Saarland mitten in der Brutzeit und das größte Aufkommen an Zwergdommeln im IKEA-Biotop.
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Steinkauz - gefangen in "Klein's Garten" |
Darüber hinaus gab es auch einige Arten, die nicht jedes Jahr gefangen werden, z.B. 5 Bartmeisen und einen Kuckuck. Speziell erstgenannte Art konnte im Saarland zuletzt 2010 nachgewiesen werden, ebenfalls durch Beringung im IKEA-Biotop.
Am Standort "Klein's Garten" ging neben dem Gelbbrauen-Laubsänger auch ein Steinkauz in die Netze, sowie zahlreiche Arten, die im IKEA-Biotop fehlen, z.B. zahlreiche Wacholder- und Misteldrosseln und gleich 3 Mittelspechte.
Häufige Arten - So häufig wie nie zuvor!
2014 war das erste Jahr seit Beginn der Erfassung, in dem die vier häufigsten Arten des IKEA-Biotops (Teichrohrsänger, Mönchsgrasmücke, Rotkehlchen, Rohrammer) allesamt über 1000 Neuberingungen verzeichnen konnten. Neben der intensiven Erfassung ist aus unserer Sicht dabei vor allem auch die herausragende Brutsaison 2014 ein Faktor.
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Rohrammer, Männchen |
Insbesondere bei den Rohrammern kam in den vergangenen Jahren die Frage auf, ob diese aufgrund von Biotopsveränderungen seltener im IKEA-Biotop rasten. Diese Frage können wir nun mit "Nein" beantworten. Gerade der abfallende Trend in den Fangzahlen von 2009-2013 ist durch die Ergebnisse der letzten Fangperiode gebrochen. Wie schon im letzten Jahr vermutet, ist also wahrscheinlich die zeitliche Abdeckung des Rohrammerzuges das Problem: Der Hauptdurchzug der Rohrammern erstreckt sich von 01.-25. Oktober. Dies ist verglichen mit den anderen häufigen Arten das schmalste zeitliche Zugfenster. An jedem Fangtag in dieser Periode können potentiell große Zahlen an Rohrammern auftreten, teilweise über 100 Individuen pro Tag. Wenn gerade dann aus zeitlichen Gründen oder wegen der Wetterbedingungen die Beringung ausfällt, schlägt sich das unmittelbar auf die Fangzahlen nieder. Genau dieses methodische Problem bewirkte auch den "Pseudo-Trend" 2009-2013.
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Vermutliche östliche Klappergrasmücke Neben der Zeichnung der Schwanzfedern sprechen auch Gesamteindruck, Flügelform und Augenfarbe gegen die normalerweise in Mitteleuropa brütende Unterart curruca |
Neben den Top-4 sind es vor allem die anderen Grasmücken, die 2014 auffallen. Wie schon im Herbst 2013 gibt es erneut Jahreshöchstzahlen bei Dorn-, Garten- und Klappergrasmücke zu vermelden. Insbesondere die Klappergrasmücke konnte im IKEA-Biotop fast doppelt so oft gefangen werden wie im Vorjahr. Diese Arten gehören auch zum häufigen Artenspektrum der Vergleichsfläche "Klein's Garten". Eine der dort gefangenen Klappergrasmücken war dabei besonders interessant: Aufgrund des optischen Eindrucks liegt die Vermutung nahe, dass sie einer der östlichen Unterarten (Südrussland) angehört. Die Bestimmung ist dabei ein großes Problem, auch wegen der Variabilität und eventueller Vermischung zwischen den Unterarten. Anhand einer entnommenen Federprobe soll jetzt mittels genetischer Untersuchung festgestellt werden, ob unser Verdacht hier richtig ist.
Mittelhäufige Arten - Stabiler Trend
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Schilfrohrsänger - Eine von wenigen Arten, die 2014 einen negativen Trend zeigten |
Bei vielen mittelhäufigen Arten (z.B. Nachtigall, Beutelmeise, Orpheusspötter, ...) liegt 2014 auf dem Niveau der Vorjahre, mit teilweise sehr geringen Abweichungen in beide Richtungen. Aus zeitlicher Sicht konnte auch keine signifikante Abweichung des Zugs dieser Arten gegenüber dem langjährigen Mittel festgestellt werden.
Eine einzige Art (der Schilfrohrsänger) zeigt deutlich geringere Fangzahlen, jedoch sind hier in den Vorjahren schon immer starke Schwankungen aufgetreten, so dass man diesen Effekt nicht überbewerten sollte.
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Eisvogel, Weibchen - Rekordjahr 2014 |
Eine sehr positive Entwicklung gab es 2014 bei den Eisvögeln. Mit 55 beringten Exemplaren wurde ein neues Jahres-Allzeithoch festgestellt (zuvor 27 Ex. 2013). Zeitweise konnten bis zu 7 Eisvögel an einem Tag gefangen werden, was für das Nahrungsangebot im Gebiet spricht.
Interessant ist auch der Fang von gleich 2 Individuen mit fremden Ringen (beide Vogelwarte Helgoland). Wir sind gespannt, aus welchem Teil des Einzugsgebiets (ganz NW-Deutschland bis Hessen) diese stammen.
Dass Eisvögel auch längere Zugstrecken überwinden können, zeigte ein Wiederfund eines von uns beringten Eisvogel-Weibchens, das in Nordspanien von anderen Beringern erneut gefangen wurde. Ebenfalls konnte schon ein in Thüringen beringter Eisvogel im IKEA-Biotop wiedergefangen werden.
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Rotdrossel - Hübscher Beifang zu den Feldlerchen |
Der seit 2012 durchgeführte Feldlerchenfang verlief 2014 äußerst erfolgreich, mit insgesamt 133 Fängen an beiden Standorten. Zum ersten Mal wurde damit die magische Marke von 100 Gesamtfängen geknackt. Klein's Garten hat sich dabei allerdings als wenig geeignet herausgestellt, mit gerade einmal 4 Fängen bei mehreren Aktionen. Interessant war dabei auch der nächtliche Fang einer Rotdrossel im IKEA-Biotop, die wohl mit den Feldlerchen unterwegs war.
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Kernbeißer, Weibchen - Nur einer dieser typischen Wintergäste ging 2014 im IKEA-Biotop in die Netze |
Die späten Durchzügler (Heckenbraunelle, Zaunkönig, Amsel, Blau- und Kohlmeise), welche in der Vergangenheit schon mehrmals durch invasionsartige Ansammlungen aufgefallen sind, waren letztes Jahr allesamt nur durchschnittlich vertreten. Dies repräsentiert ganz gut den Wetterverlauf im Spätherbst 2014, der sehr mild ausfiel und nur wenige Frostnächte brachte, so dass viele Kurzstreckenzieher bereits nördlich des Saarlands ihr Winterquartier bezogen. Dadurch waren auch typische Wintergäste nur selten oder gar nicht aufgetreten: Gerade mal 1 Kernbeißer und 6 Erlenzeisige konnten im Herbst gefangen werden, Birkenzeisige und Bergfinken sind (zumindest im IKEA-Biotop) ganz ausgeblieben.
Seltene Arten - Erstnachweise, Zweitnachweise und mehr!
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Gelbbrauen-Laubsänger - Nicht 1, nicht 2, gleich 3 beringte Exemplare dieser bundesweit seltenen Art gab es 2014 an beiden Fangstandorten. |
Dass 2014 für uns auch das Jahr der großen Sensationen war, konnte man ja schon den letzten 3 Posts entnehmen.
Die Sensation 2014 war der nunmehr
5. Saarländische Erstnachweis an der Beringungsstation mit der Sperbergrasmücke. Sie war eine Art, die seit Beginn der systematischen Beringung unter den heißen Kandidaten vermutet und nun endlich nachgewiesen werden konnte - ein enormer Erfolg für das ganze Team!
Am "grünen Tisch" wird wohl über einen weiteren vermeintlichen Erstnachweis für das Saarland diskutiert werden müssen: Gleich 3 (!!!) Gelbbrauen-Laubsänger waren 2014 unter den Fänglingen. Den Anfang machte
ein Fang in "Klein's Garten" am 29.09., was eigentlich schon Grund genug zur Freude ist. Aber das Team IKEA konnte knapp 3 Wochen später mit
gleich 2 Fängen an einem Tag nachlegen. Im Saarland gab es vorher einen (aus unserer Sicht) zweifelhaften Nachweis aus den 60er Jahren, der vor allem zeitlich vollkommen aus dem Rahmen fällt. Zur damaligen Zeit war aber noch extrem wenig über diese in Mitteleuropa selten auftretende Art bekannt, so dass der Nachweis akzeptiert wurde. Wahrscheinlich muss die Avifaunistische Kommission des Saarlandes (AKSL), welche die zuständige wissenschaftliche Instanz ist, diesen Fall erneut aufrollen. Bis dahin werden wir unsere Fänge selbstverständlich als Zweit-, Dritt- und Viertnachweis führen.
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Sprosser, Weibchen - Saarländischer Zweitnachweis, mit Brutfleck und in aktiver Handschwingen-Mauser |
Ein definitiver Zweitnachweis gelang uns schon in der Brutzeit mit einem Sprosser, dem östlichen Verwandten der Nachtigall. Gerade die bizarren Umstände dieses Fangs machen ihn aber umso interessanter: Ein adultes Weibchen ging mitten in der Brutzeit ins Netz. Es waren noch Reste des sogenannten "Brutflecks" zu erkennen, einer kahlen Stelle am Bauch, an denen brütende Vögel sich Federn ausrupfen, um das Gelege besser wärmen zu können. Außerdem führte der Vogel eine Großgefiedermauser durch, es fehlten zahlreiche Schwingen im Handflügel, sowie der komplette Schwanz, die Flugfähigkeit war dadurch erheblich eingeschränkt. Soweit wäre das nicht unbedingt überraschend, wäre nicht das Brutgebiet ca. 600 km Luftlinie entfernt. Aus unserer Sicht sind 2 Szenarien denkbar: Entweder es gab eine Brutaufgabe im angestammten Gebiet und der Vogel ist von dort abgewandert und begann anderenorts die Mauser; oder es gab in der Umgebung des Biotops eine (missglückte) Mischbrut von Nachtigall und Sprosser. Was zutrifft, lässt sich (noch) nicht abschließend klären. Da Brutvögel aber dazu neigen, einen angestammten Brutplatz im nächsten Jahr wieder aufzusuchen, sind wir gespannt ob wir 2015 vielleicht den beringten Sprosser erneut fangen.
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Zwergdommel, Jungvogel - 1 von 4 Exemplaren 2014 in arttypischer Schreckhaltung ("Pfahlstellung") |
Gegenüber diesen extremen Ausnahmeerscheinungen sind die anderen Seltenheiten fast zur Nebensächlichkeit verkommen. Sicherlich nicht verdient haben das aber die vier (!!) juvenilen Zwergdommeln, welche im August und September 2014 im IKEA-Biotop beringt werden konnten. Diese Anzahl stellt nicht nur einen Jahresrekord dar, sondern übertrifft auch die Summe aller zuvor beringten Zwergdommeln (3) im Gebiet. Dies zeigt unmittelbar, dass auch nicht im Gebiet brütende Vogelarten enorm von der Fläche profitieren. Der Aufwärtstrend bei der Zwergdommel lässt auch auf eine mittelfristige Ansiedelung hoffen.
Schlusswort - Das bringt 2015
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Schönes Wetter beim vorletzten Tag der offenen Tür 2012, hoffentlich auch wieder 2015!
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Das kommende Jahr wird kein einfaches Jahr an der Beringungsstation sein. Die Intensität der Beringung, wie sie 2014 vorherrschte, wird in dieser Form nicht mehr durchführbar sein. Der größte Segen 2014 wird in Zukunft auch der größte Fluch sein: Hohe Fangzahlen erfordern mehr Beringungshelfer. An Spitzentagen müssen durchgehend mindestens 4 gut ausgebildete Personen vor Ort sein, um das Aufkommen an Vögeln zu bewältigen. Die große Frage steht im Raum, wie man wissenschaftliche Erfassung mit kleinerem Aufwand betreiben kann oder wie man weitere Leute für diese Art der ehrenamtlichen Tätigkeit im wissenschaftlichen Naturschutz motivieren kann.
Nicht zuletzt deshalb wird es 2015 nach dem Ausfall im letzten Jahr wieder einen Tag der offenen Tür geben. Ziel ist es, das Projekt der breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Doch auch aus dem Kreis der Beringer und der Aktiven im Naturschutz möchten wir deutschlandweit zur Mitarbeit aufrufen: Wer sich dafür interessiert, an der Station ehrenamtlich auszuhelfen (1 Tag, 1 Wochenende, 1 Woche, ...) sollte nicht zögern und uns kontaktieren. Wir würden uns freuen, insbesondere andere Beringer begrüßen zu können.
Wir hoffen jedenfalls auf ein spannendes und artenreiches 2015!
Im Namen der Beringungs-AG,
Sebastian Kiepsch