22.11.2011

Die Saison neigt sich dem Ende entgegen

Hallo zusammen!

Die Rotkehlchen (Erithacus rubecula) sind eine der letzten Arten auf dem Zug

Nach 2 weiteren Wochen der Beringung geben wir mal wieder ein Lebenszeichen ab. Alles in allem ist ein Großteil des Zuges abgeschlossen, nur noch wenige Individuen werden pro Beringungstag gefangen. Insgesamt waren dies noch 120 Vögel aus 15 Arten, dabei liegen die Rotkehlchen (Erithacus rubecula) mit 35 Neuberingungen abermals auf Platz 1, gefolgt von 31 Rohrammern (Emberiza schoeniclus) und einem geteilten dritten Platz mit je 13 Amseln (Turdus merula) und Zaunkönigen (Troglodytes troglodytes).

Alte Eisvögel (Alcedo atthis) fallen durch den
besonders glänzenden Blauton ihres Gefieders auf
Natürlich wurden auch wieder späte Durchzügler häufiger Arten gefangen: Neben 2 Singdrosseln (Turdus philomelos) ist vor allem ein weiterer Zilpzalp (Phylloscopus collybita) zu nennen. Als echtes Highlight ging auch ein weiterer junger Eisvogel (Alcedo atthis) in die Netze. In diesem Zusammenhang gibt es auch einen interessanten Wiederfang eines im letzten Jahr beringten Eisvogels zu vermelden. Bei der sehr niedrigen Wiederfangquote dieser Tiere ein erfreuliches Ereignis, zumal die Altvögel mit dem kräftigen Blauton und den strahlend orangen Beinen auch ein schöner Anblick sind.

Weiterhin wurden noch 4 Beutelmeisen (Remiz pendulinus) beringt. Hierbei fallen vor allem große Unterschiede im Entwicklungsstadium der Jungvögel auf. Während einige Beutelmeisen optisch kaum von Altvögeln zu unterscheiden sind, haben manche die für diese Art typische, schwarze Maske noch nicht ausgebildet. Es bleibt fraglich, ob dies auf unterschiedliche Populationen oder Mehrfachbruten zurückzuführen ist.
Zwei junge Beutelmeisen (Remiz pendulinus) in unterschiedlichen
Stadien der Gefiederentwicklung.
Doch was die Fangzahlen nicht vermuten lassen: Es geht weiterhin rund im kleinen IKEA-Biotop. Neben den obligatorischen Trupps von Erlenzeisigen (Carduelis spinus) und Stieglitzen (Carduelis carduelis) sind nun vermehrt auch Schwanzmeisen (Aegithalos caudatus), insbesondere nachmittags zu hören und zu sehen. Im letzten Jahr gelang bei letzterer Art auch der Fang von 6 Exemplaren der nordischen Unterart Aegithalos [caud.] caudatus, die mit ihrem schneeweißen Kopfgefieder sehr auffällig sind. In diesem Jahr ist ein vergleichbarer Einflug der Skandinavier aber bislang ausgeblieben.

Schwanzmeisen (Aegithalos caudatus) sind stets in kleinen
Trupps unterwegs, die sich lautstark bemerkbar machen
Und auch die eine oder andere Überraschung war uns noch vorbehalten: Über mehrere Tage hielt sich eine Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus) im Gebiet auf, die aufgrund der geringen Fluchtdistanz dieser Art mehrmals aus nächster Nähe beobachtet werden konnte. Leider ging auch sie nicht ins Netz. Der absolute Höhepunkt dieser Aktion war jedoch die Beobachtung eines spät durchziehenden Weißstorchs (Ciconia ciconia), der am 19.11. in geringer Höhe über dem Gebiet kreiste. Nach kurzer Zeit wurde dieser dann von einem herannahenden Wanderfalken (Falco peregrinus) in der Luft attackiert und machte sich daraufhin schnell aus dem Staub. Bei einem so spät durchziehenden Individuum ist fraglich, ob er überhaupt den Zugweg bis Afrika einschlägt, oder sich einer der kleinen, in Europa überwinternden Teilpopulationen anschließt. So oder so eine in allen Belangen interessante Beobachtung.

Noch ein Wort für eine gute Sache:
Die Beringungsstation meldet ab sofort auch in dem vom DDA neu geschaffenen Portal www.ornitho.de und lädt alle interessierten Leser ein, sich an diesem einmaligen Projekt zur systematischen Erfassung sämtlicher Beobachtungen von Vögeln zu beteiligen. Von der Amsel bis zur Zwergammer kann alles online und punktgenau gemeldet werden, die Teilnahme ist natürlich kostenlos. Helfen Sie mit ihren Beobachtungen mit, die Vogelwelt besser zu verstehen! Unsere interessanten Fänge sind unter der Ortsbezeichnung "Beringungsstation Mittleres Saartal" zu finden, die Beobachtungen im Gebiet unter "IKEA-Biotop" - und das meist schon kurz nach dem Fang oder der Beobachtung. Schauen Sie doch mal rein!
 
Hier wie gewohnt alle interessanten Fänge im Überblick:

10.11.
3 Beutelmeisen (Remiz pendulinus)

11.11.
1 Zilpzalp (Phylloscopus collybita)

19.11.
1 Eisvogel (Alcedo atthis) + 1 Kontrollfang, beringt 2010
1 Beutelmeise
 
Viele Grüße im Namen des gesamten Teams,
Sebastian Kiepsch

05.11.2011

Neuer Monat, neues Glück

Hallo zusammen!

Rotdrossel (Turdus iliacus) - 2010 wurde auch 1 Ex. beringt
Nun ist also der November angebrochen, der letzte Monat der Herbstzugberingung 2011. Der November ist weniger geprägt durch große Zahlen, weder im Artenspektrum, noch bei Individuenzahlen. Der Fokus in diesem Monat liegt hauptsächlich in der Phänologie, also dem zeitlichen Verlauf des Zugs. Interessant ist hierbei vor allem, welche Arten noch so spät unterwegs sind, denn für viele Vogelarten ist der Zug hierzulande eigentlich bereits abgeschlossen. Daneben ziehen natürlich weiterhin nordische Arten zum Überwinterungsgebiet, wie z.B. Rotdrosseln (Turdus iliacus) und Bergfinken (Fringilla montifringilla). Im letzten Jahr konnten neben diesen beiden Arten auch zahlreiche Waldvögel beringt werden, welche zum Winter hin zur Nahrungssuche in offenere Landstriche ausfliegen. Außerdem besteht immer noch die Chance auf extreme Seltenheiten, denn gerade jetzt ziehen noch Vögel aus den Brutgebieten im extremen Norden und Nordosten Europas durch. Man darf also auch in diesem Monat gespannt sein, was denn da noch so kommen mag.

Erlenzeisig (Carduelis spinus) - junges Männchen
 Natürlich wurde im November auch bereits beringt. In der letzten Woche wurden insgesamt 174 Individuen aus 14 Arten beringt. Unangefochtener Spitzenreiter sind die Rotkehlchen (Erithacus rubecula), die mit 114 Exemplaren noch stark auf dem Zug sind, gefolgt von der Rohrammer (Emberiza schhoeniclus) mit 18 und der Heckenbraunelle (Prunella modularis) mit 10 Neuberingungen. Man sieht, die Fangzahlen vieler Arten werden immer geringer. Interessante Nachweise für den November gelangen bereits mit einem Zilpzalp (Phylloscopus collybita) und 3 Mönchsgrasmücken (Sylvia atricapilla).

Junge Teichralle (Gallinula chloropus),
häufig auch "Teichhuhn" genannt
Auch die ersten Highlights konnten für diesen Monat schon verzeichnet werden. Neben einer weiteren Beutelmeise (Remiz pendulinus) und 2 Erlenzeisigen (Carduelis spinus) gelang auch der Fang einer Teichralle (Gallinula chloropus) in einer Bodenfalle, trotz des hohen Wasserstands. Ein weiterer Fremdfang war uns auch noch vergönnt, dabei handelt es sich um eine Rohrammer mit Ring aus Paris.
 
Man kann nur hoffen, dass dieser Monat so weiter geht. Sollten die milden Temperaturen anhalten, werden wir natürlich auch weiterhin beringen. Wie immer gibts hier noch die Auflistung aller interessanten Fänge:

01.11.
1 Beutelmeise (Remiz pendulinus)

02.11.
1 Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla)
1 Zilpzalp (Phylloscopus collybita)

05.11.
2 Erlenzeisige (Carduelis spinus)
2 Mönchsgrasmücken
1 Teichralle (Gallinula chloropus)
Rohrammer (Emberiza schoeniclus) - Fremdfang Paris

Viele Grüße aus der Beringungsstation,
Sebastian Kiepsch

02.11.2011

Monatszusammenfassung Oktober

Hallo an alle ornithologisch Interessierten!

Rolf Klein mit der gerade gefangenen Zwergammer (Emberiza pusilla).
Diese Art wurde erst zum zweiten Mal im Saarland nachgewiesen.
Nun ist also auch der dritte Monat der Herbstzugberingung 2011 abgeschlossen. Unser Team blickt durchaus positiv auf den vergangenen Monat zurück, vor allem aufgrund des sensationellen Fangs einer Zwergammer (Emberiza pusilla) an einem der stärksten Zugtage, die im Biotop je registriert wurden.

Die Rohrammer (Emberiza schoeniclus) ist die häufigste Art
des letzten Monats mit über 700 Neuberingungen
Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten: Viele Arten, die im letzten Jahr noch häufig gefangen wurden, sind in diesem Jahr selten oder gar nicht vertreten, insbesondere sämtliche Waldarten, die aus unerfindlichen Gründen 2010 in artfremde Biotope ausflogen. Andere Arten, wie der Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) und die Gartengrasmücke (Sylvia borin) sind in diesem Jahr bereits abgezogen, was vermutlich auf das durchweg passable Wetter zurückzuführen ist. Die Rohrammer (Emberiza schoeniclus) scheint nach schwachen Fangzahlen im Vorjahr augenscheinlich wieder auf das übliche Niveau zurückgekehrt zu sein, die statistische Beurteilung ist jedoch durch die geringere Zahl der Fangtage erschwert.

Kohlmeisen (Parus major) und andere typische
Waldbewohner sind in diesem Jahr nur selten im Gebiet
Das IKEA-Biotop zeichnet sich in diesem Jahr vor allem durch den enorm hohen Wasserstand aus. Umso erstaunlicher ist es, dass dennoch eine Wasserralle (Rallus aquaticus) und 2 Bekassinen (Gallinago gallinago) beringt werden konnten. Leider ist in diesem Jahr die Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus) ausgeblieben, die sonst eigentlich regelmäßig gefangen werden konnte. Darüber hinaus scheinen Disteln und Erlen, die bevorzugten Nahrungsquellen der Stieglitze (Carduelis carduelis) und Erlenzeisige (Carduelis spinus), in diesem Jahr nur wenig Samen zu tragen, die beiden Arten kommen daher nur in geringerer Zahl vor.

An dieser Stelle wurde im letzten Monat auch das Massensterben der Amseln (Turdus merula) thematisiert. Auch heute gilt noch, was auch letzten Monat galt: Bislang wurde von uns keine Amsel mit Symptomen einer Usutu-Infektion gefangen. Die geringeren Fangzahlen im Vergleich mit 2010 sind vor allem auf die geringere Zahl der Beringungstage zurückzuführen.

Auch in diesem Monat möchten wir mit einer guten Nachricht schließen: Endlich konnte der Bergpieper (Anthus spinoletta) wieder auf dem Herbstzug beringt werden, was zuletzt 2008 gelang. Wie man sieht, ist der eine oder andere gute Fang noch drin! Dies hängt aber vor allem vom Wetter in den nächsten Wochen ab: Solange kein morgentlicher Frost zu befürchten ist und das schöne Wetter anhält, werden wir weiterhin beringen.

Hier die Statistik der Neuberingungen des Monats Oktober:


Viele Grüße aus der Beringungsstation,
Sebastian Kiepsch