12.08.2018

Ankündigung: Tag der offenen Tür 2018

Das Team der Beringungsstation lädt alle Interessierten herzlich ein zu unserem 8. Tag der offenen Tür:

Am Samstag, den 01.09.2018, von 08:30 Uhr bis 16:00 Uhr,
an der Beringungsstation „Mittleres Saartal“, Im Hader, Saarlouis-Lisdorf
hinter dem IKEA-Komplex, an der Lieferantenzufahrt. Parkmöglichkeiten bestehen vor Ort bzw. auf den IKEA-Parkplätzen (Link für Routenplaner)

Im Rahmen unseres Tags der offenen Tür bieten wir alljährlich der breiten Bevölkerung einen Blick hinter die Kulissen der Beringungsstation. In diesem Jahr feiert die Station ihr 10-jähriges Bestehen, wir möchten diese Gelegenheit nutzen, um auch im Rahmen des Tags der offenen Tür auf die Entwicklung der Station und die diesem Zeitraum gewonnenen wissenschaftlichen Ergebnisse zurückzublicken.

Auch eine Wachtel konnte als Highlight des Tags der offenen Tür 2017 beringt werden

Programm:

08:30 Uhr - "Early-Bird"-Beringungsvorführung für Frühaufsteher mit verschiedensten Vögeln aus nächster Nähe (Dauer ca. 1-1,5 Stunden)
Je früher der Morgen, desto größer die Aktivität und Artenvielfalt im IKEA-Biotop. Wer die frühe Phase des Tages mal selbst miterleben und dem Team bei seiner Arbeit über die Schulter schauen möchte, sei herzlich zu einer Vorführung vor dem offiziellen Start eingeladen. Natürlich gibt es auch zahlreiche Vögel zu sehen (und zu fotografieren)!

10:00 Uhr - Offizielle Eröffnung mit großer Beringungsvorführung und Rückblick auf 10 Jahre NABU-Beringungsstation (Dauer ca. 1,5 Stunden)
Seit mittlerweile 10 Jahren gibt es die Beringungsstation, jedes Jahr werden mehr als 10.000 Vögel gefangen und beringt. Im Rahmen einer großen Beringungsvorführung möchten wir die Arbeit rund um Fang, Beringung und Datenerfassung vorstellen, die Geschichte des Biotops und der Station Revue passieren lassen und auch erste Ergebnisse der Arbeit präsentieren. Natürlich werden auch viele Vögel zu sehen sein!

Ab 12:00 Uhr - Stündliche Kurzvorführungen mit Vögeln aus nächster Nähe (Dauer ca. 30 Minuten)
An der Station wird zur Herbstzugzeit von Ende Juli bis November nach Möglichkeit jeden Tag von Sonnenauf- bis -untergang beringt. Alle Besucher haben die Möglichkeit, die Beringung der Vögel live mitzuerleben, die bei den stündlichen Rundgängen von den Beringungshelfern aus den Netzen befreit werden. Dabei ist auch Gelegenheit, verschiedene Vogelarten aus nächster Nähe zu sehen und zu fotografieren.

Ab 14:00 Uhr - Führungen mit Kleinstgruppen in das IKEA-Biotop (Teilnehmerzahl stark begrenzt, Anmeldung am Veranstaltungstag, festes Schuhwerk nötig!)
Normalerweise ist das IKEA-Biotop zum Schutz der sensiblen Tier- und Pflanzenwelt nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Zum diesjährigen Tag der offenen Tür möchten wir erstmalig der Bevölkerung die Chance bieten, das Gebiet auch bei einem Rundgang mal aus der Nähe kennenzulernen. Unter fachkundiger Führung in Kleingruppen erfahren Sie alles Wissenswerte zu Lebensräumen, typischen Arten (auch außerhalb der Vogelwelt) und der einzigartigen Lage des Biotops inmitten des städtischen Umfelds. Interessierte werden gebeten, sich am Veranstaltungstag anzumelden und festes Schuhwerk mitzubringen. Die Teilnehmerzahl ist auf maximal 20 Personen beschränkt.

Gegen 16:00 Uhr - Ende

Auch außerhalb der Vorführungen und Exkursion steht ihnen unser Team natürlich gerne Rede und Antwort.

Eintritt und die Teilnahme an Vorführungen und Exkursionen sind natürlich kostenlos. Für das leibliche Wohl ist auch wie immer gut gesorgt!


Wir hoffen auf zahlreiche Besucher, gutes Wetter und natürlich auch spannende Fänge.

Über Ihr Kommen würden wir uns sehr freuen!


Im Namen der gesamten Beringungs-AG,
Sebastian Kiepsch

25.07.2018

Start des Herbstzugs, extreme Dürre und ein Meilenstein

Hallo zusammen,

am vergangenen Wochenende ist die diesjährige Erfassung des Herbstzugs gestartet. In der Hauptsaison von 21.07.-20.11. werden etwa 80% der Vögel eines jeden Jahres gefangen und beringt. Wie 2017 soll auch in diesem Jahr wieder eine möglichst lückenlose Erfassung stattfinden. Dieses enorme Pensum kann nur durch den Einsatz zahlreicher Ehrenamtlicher bewältigt werden - weitere Helferinnen und Helfer sind dringend gesucht!


Das IKEA-Biotop bei Morgendämmerung
Nachtigallen treten bislang in diesem Jahr verstärkt auf,
vielleicht ein Anzeichen für ein gutes Brutjahr?
Während Deutschland noch in einer der größten Hitzewellen der letzten Jahre steckt, machen sich die ersten Zugvögel schon auf den Weg nach Afrika. Zu den frühesten Arten zählen unter anderem Sumpfrohrsänger, Orpheusspötter und Nachtigallen, die in größerer Zahl auch im IKEA-Biotop auftreten. Auch ein junger Kuckuck ging bereits in die Netze. Aktuell wird daher auch bereits möglichst täglich beringt, ab August wird dann erfahrungsgemäß der Hauptzug mit den größten Fangzahlen erwartet mit dem Höhepunkt zum Monatsende. Ziel unserer Arbeit ist es, diesen Verlauf umfassend zu dokumentieren, am besten tagtäglich! Um das zu schaffen, ist die NABU-Beringungsstation auf zahlreiche ehrenamtlichen Kräfte angewiesen. Aktuell suchen wir noch dringend Freiwillige, die an der Herbstzugberingung teilnehmen möchten. Interessierte können sich gerne über unser Kontaktformular mit uns in Verbindung setzen!

Juveniler Kuckuck


Große Schlickflächen im Bereich des Hauptgewässers.
Im Winter und Frühjahr sind diese Bereiche mit etwa einem
halben Meter Wasser überspült.
Derzeit ist das IKEA-Biotop auch fest in der Hand einer extremen Dürreperiode. Die letzten ergiebigen Regenfälle liegen in Saarlouis mehrere Wochen zurück, die Vegetation ist an den trockeneren Stellen bereits teilweise abgestorben und auch die ersten größeren Bäume zeigen deutliche Anzeichen der Hitzebelastung. Der Wasserstand im Feuchtgebiet fällt jeden Tag tiefer und tiefer und ist nahezu beim historischen Minimum von 2016 angekommen. Aktuell gibt es weitläufige Schlickflächen, wo sonst Wasser steht, was im jetzigen Zustand für viele Vogelarten (Rallen, Watvögel, etc.) Idealbedingungen zur Nahrungssuche bietet. Dennoch kann dies in kürzester Zeit auch ins andere Extrem umschlagen: Halten die Wetterbedingungen weiter an, droht zum ersten Mal in seiner 20-jährigen Geschichte ein großräumiges Austrocknen des IKEA-Biotops.

Historisches gibt es im Jahr des 10-jährigen Jubiläums der Beringungsstation aber auch vom Beringungsbetrieb zu vermelden: Noch während der Brutzeit wurde ein Meilenstein der Beringung im IKEA-Biotop erreicht. Eine junge Rauchschwalbe am Abend des 02.07.2018 komplettierte

100.000 im Gebiet beringte Vögel!

Juvenile Rauchschwalbe, der insgesamt 100.000. im IKEA-Biotop beringte Vogel
Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an alle Freiwilligen, die über die Jahre zu dieser enormen Gesamtsumme beigetragen haben. Wir hoffen auf mindestens weitere 10 Jahre Stationsbetrieb und mindestens ebenso viele Fänge!

Im Namen der gesamten Beringungs-AG,

Sebastian Kiepsch

17.06.2018

Seidensänger - Erstnachweis im IKEA-Biotop

Hallo zusammen!

Nach langer Sendepause gibt es heute aus aktuellem Anlass eine kurze aber spannende Meldung.

Seidensänger (Cettia cetti), adultes Weibchen - gefangen und beringt am 17.06.2018.
Die mittlerweile 179. Art im IKEA-Biotop.

Gegen 9:00 Uhr heute morgen konnte im IKEA-Biotop ein Seidensänger gefangen und beringt werden. Für die Art ist das der Erstnachweis im IKEA-Biotop und die erste Feststellung im Saarland seit 1990. Damit steigt die Zahl der nachgewiesenen Arten im Biotop auf 179, von denen 119 auch gefangen und beringt werden konnten.

Hier war er drin: Der Fangstandort des Seidensängers,
im Randbereich des Schilfbestands des IKEA-Biotops.
Der Seidensänger ist eine vorwiegend in Südeuropa beheimatete Art, die in Feuchtgebieten, gerne in Gewässernähe in dichter und hoher Vegetation brütet (z.B. Gebüschen) und sich vor allem von Kleininsekten ernährt. Seidensänger sind vorwiegend Jahresvögel, die ganzjährig in den Brutgebieten verbleiben und kaum Zugbewegungen durchführen. In den letzten Jahren wurde aber zu eine stetige Arealausweitung nach Norden festgestellt, insbesondere in den Niederlanden sind in wenigen Jahren zahlreiche neue Reviere entdeckt worden. Derzeit steht die Art an der deutsch-niederländischen Grenze und ist kurz davor, auch die Region am Niederrhein zu besiedeln. Ein Zusammenhang zwischen dieser Ausbreitung und den meist milden Wintern der letzten Jahre wird angenommen. Man vermutet, dass der Seidensänger einer der Profiteure von einem anhaltenden Klimawandel ist.

Bereits in der Vergangenheit war der Seidensänger im Saarland sehr wahrscheinlich Brutvogel. In den 1970er und Anfang der 80er Jahre gab es in mehrere konkrete Hinweise auf Bruten in verschiedenen Feuchtgebieten des Saarlands. Unser "Altmeister" Lothar Hayo konnte 1975 bei Blieskastel im Südosten des Saarlands ein Revierpaar über die komplette Brutzeit feststellen und sowohl ein Männchen, als auch ein Weibchen dort fangen und beringen. Auch der letzte im Saarland dokumentierte Seidensänger wurde 1990 von ihm beringt.

Sichtlich gezeichnet: Seidensänger unterscheiden sich von
vielen anderen Singvögeln auch darin, dass sie generell zwei
Schwanzfedern weniger besitzen - 10 statt 12.
Bei diesem Individuum fehlte aber noch eine weitere Feder, die
wohl kürzlich erst ausgefallen ist. Auch der Rest des Schwanzes
und der Unterschwanzdecken war sehr abgenutzt.
Die Herkunft "unseres" Fänglings ist absolut unklar. Fakt ist, dass es es sich um ein adultes Weibchen mit Brutfleck handelt, das in dieser Saison also wohl einen Brutversuch unternommen hat. Ebenso ist klar, dass im IKEA-Biotop sehr wahrscheinlich keine Brut übersehen wurde, dazu wird zu intensiv und regelmäßig kontrolliert. Denkbar ist hingegen eine Herkunft aus dem lokalen Umland, einige Fluss- und Bachtäler im Saarland bieten potentiell geeignete Lebensräume. Doch auch ein Abzug aus weiter entfernten Brutgebien ist möglich. Kleinvögel sind in der Lage, Distanzen von hunderten Kilometern problemlos in wenigen Tagen zu überbrücken. Das stark abgenutzte Gefieder des Seidensänger-Weibchens könnte ebenfalls ein Zeichen für einen weiten Zugweg sein. Diese "Ausflüge" während der Brutzeit sind auch nicht ungewöhnlich, so gab es 2014 z.B. eine Brutzeitfeststellung eines Sprosser-Weibchens mit Brutfleck.

Eines aber zeigt dieser Fang sehr deutlich: Alle Beobachter im Saarland und in ganz Westdeutschland sollten diese Art auf dem Schirm haben und mit Gesang und Aussehen vertraut sein. Es besteht die historische Chance, diese Einwanderung von Anfang an zu dokumentieren!

Im Namen des gesamten Teams der Beringungsstation,
Sebastian Kiepsch