31.10.2011

Der Oktober geht vorüber


Hallo zusammen!

Adulter Bergpieper (Anthus spinoletta) - Erste Herbstberingung seit 2008

Leider hat uns das mobile Internet auf Helgoland einen Strich durch die Rechnung gemacht, daher heute  nach einer weiteren Beringungswoche die verspätete Meldung. Ein Reisebericht wird aber definitiv noch folgen!

Auch 5 Feldsperlinge (Passer montanus) konnten
bei dieser Aktion beringt werden.
In der letzten Oktoberwoche wurden insgesamt 391 Vögel aus 21 Arten beringt, für diese Zugphase ist diese Anzahl an Neuberingungen überraschend gut, was nicht zuletzt auf das milde Klima zurückzuführen ist. Stärkste Art der Beringungsaktion ist erwartungsgemäß das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) mit 187 Exemplaren, vor der Rohrammer (Emberiza schoeniclus) mit 75 gefangenen Individuen und einem geteilten dritten Platz mit je 21 Staren (Sturnus vulgaris) und Zaunkönigen (Troglodytes troglodytes). Für diese Zeit des Jahres überraschend stark vertreten war auch die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) mit 5 Neuberingungen. Dennoch scheint der Zug vieler Arten in diesem Jahr bereits früher als im vergangenen Jahr abgeschlossen zu sein.

Stare (Sturnus vulgaris) suchen momentan fast alltäglich
in großen Trupps die Schilfgürtel als Schlafplatz auf
Neben den häufigen Arten wurden auch dieses Mal wieder einige sehr erfreuliche Fänge gemacht. Neben einer weiteren Beutelmeise (Remiz pendulinus), einer Bekassine (Gallinago gallinago) und einer Wasserralle (Rallus aquaticus) war vor allem ein Bergpieper (Anthus spinoletta) der Star dieser Aktion. Es wurde zwar bereits im Frühjahr ein Bergpieper auf dem Zug ins Brutgebiet beringt, dieser Fang ist aber die erste Herbstberingung dieser Art seit 2008. Insgesamt geht diese Art trotz zahlreicher Durchzügler sehr selten ins Netz, da als Rastbiotope Schilfgebiete eher gemieden werden.

Ein weiterer Fremdfang ist zu verbuchen: Dabei handelt es sich um eine Rohrammer mit Ring aus Stockholm. Eine weitere interessante Beobachtung aus dem Gebiet waren 2 Waldwasserläufer (Tringa ochropus), welche am 31.10. bei einem Rundgang aufflogen und leider abzogen, bevor sie gefangen werden konnten.

Hier noch einmal alle Highlights im Überblick:

25.10.
1 Wasserralle (Rallus aquaticus)

27.10.
1 Beutelmeise (Remiz pendulinus)

28.10.
1 Bekassine (Gallinago gallinago)
Rohrammer (Emberiza schoeniclus) - Wiederfang Stockholm

29.10.
1 Bergpieper (Anthus spinoletta)

Viele Grüße aus der Beringungsstation,
Sebastian Kiepsch

16.10.2011

Ein Tag wie kein anderer!

Hallo zusammen!

Die nächste Rarität konnte beringt werden:

Zwergammer (Emberiza pusilla) - Zweitnachweis für das Saarland
Nach der letzten, ruhigen Woche überschlugen sich die Ereignisse in den letzten Tagen geradezu! Durch den Wetterumschwung und die sonnigen Tage ist der Zug so richtig in Fahrt gekommen. Insbesondere der 13.10. war nicht nur quantitativ in diesem Jahr der stärkste Tag mit 325 Neuberingungen, sondern lieferte mit der oben abgebildeten Zwergammer (Emberiza pusilla) auch noch den bisher interessantesten Fang des Jahres. Diese Art brütet in Nordskandinavien und Russland und zieht gewöhnlich in ihr Winterquartier nach Indien und Südostasien. Dieser Vogel hat sich aber vermutlich einem Rohrammern-Trupp angeschlossen und fand so seinen Weg nach Mitteleuropa, ein echter Irrflügler also! Die Zwergammer konnte zuvor lediglich 2001 im Saarland nachgewiesen werden, damals ebenfalls durch eine Beringung im IKEA-Biotop.

Singdrossel (Turdus philomelos)
Insgesamt wurden von 12.10.-15.10. 747 Vögel aus 18 Arten neu beringt, absoluter Spitzenreiter war die Rohrammer (Emberiza schoeniclus) mit 413 Fängen + einem Fremdfang mit Ring aus Paris, gefolgt von 166 Rotkehlchen (Erithacus rubecula) und 47 Heckenbraunellen (Prunella modularis). Interessant ist auch die enorm hohe Zahl von 19 neu beringten Singdrosseln (Turdus philomelos). Der Zug dieser Arten ist also im vollen Gange, doch auch vereinzelte Mönchsgrasmücken (Sylvia atricapilla) und Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) konnten in diesen Tagen beringt werden. Im vergangenen Jahr wurde der letzte Teichrohrsänger übrigens noch im November beringt!

junger Erlenzeisig (Carduelis spinus)
Die oben gezeigte Zwergammer ist keineswegs der einzige erwähnenswerte Fang, daneben konnten auch die ersten beiden Erlenzeisige (Carduelis spinus) des Jahres gefangen werden. Als typische Wintergäste treffen diese jetzt nach und nach ein und suchen im Biotop in den namensgebenden Erlen nach Samen, von denen sie sich im Winter ernähren. Die Zahl der jährlich beringten Erlenzeisige ist dabei sehr variabel (von 0 bis über 300 Stück!), je nach Nahrungsangebot halten sich mehr oder weniger Zeisige im Gebiet auf.

Desweiteren konnte eine spezielle Unterart des Zilpzalps (Phylloscopus collybita abietinus) beringt werden, die vorwiegend in Skandinavien heimisch ist. Die Bestimmung dieser Unterart ist hierbei recht schwierig, da sie der einheimischen Unterart collybita sehr ähnlich sieht. Auch 7 weitere Beutelmeisen (Remiz pendulinus) sind unter den Neuberingungen, daneben konnten wir drei weitere Fremdfänge (aus Madrid, Hiddensee und Paris) dieser Art verbuchen.

In der nächsten Woche wird die Beringung pausieren, denn ein Großteil der Beringungs-AG macht eine mehrtägige Exkursion nach Helgoland! Sofern es die Zeit erlaubt, werden wir uns jedoch von dort mit einem kleinen Reisebericht melden. Wir hoffen auf schöne Beobachtungen und spannende Helgoländer Vogeltage!

In der Zwischenzeit hier nochmal die Highlights als Liste:

13.10.
bisher stärkster Fangtag des Jahres mit 325 Neuberingungen
3 Beutelmeisen (Remiz pendulinus)
223 Rohrammern (Emberiza schoeniclus) + 1 Fremdfang Paris, so viele wie nie zuvor an einem einzigen Tag!
1 Zwergammer (Emberiza pusilla)


14.10.
3 Beutelmeisen + 2 Wiederfänge aus Hiddensee und Madrid
2 Erlenzeisige (Carduelis spinus)
1 abietinus-Zilpzalp (Phylloscopus collybita abietinus)

15.10.
1 Beutelmeise + 1 Wiederfang aus Paris

Viele Grüße im Namen des gesamten Teams,
Sebastian Kiepsch

09.10.2011

Die Oktober-Flaute

Hallo zusammen!

Die Heckenbraunelle (Prunella modularis) - Im Oktober unter den stärksten Arten
Auf schönes Wetter folgt Regen, auf schöne Fänge bei der Beringung auch mal eine Phase, in der wenig  passiert. Diese Flaute scheint im Moment erreicht zu sein. Bei zwei weiteren Aktionen in der letzten Woche mussten wir feststellen, dass bei uns jetzt beides zutrifft. Der Wasserstand liegt nach den zwischenzeitlichen Regenfällen wieder auf Höchststand, Rallen, Watvögel und Schnepfen wurden also wieder einmal nicht gefangen. Als ob das noch nicht reichen würde, sind auch die Highlights größtenteils ausgeblieben, bei gerade mal 134 Gesamtfängen aus 14 Arten. Der Spitzenreiter dieser Aktion war abermals die Rohrammer (Emberiza schoeniclus) mit alleine 75 Individuen, gefolgt von 17 Zilpzalpen (Phylloscopus collybita) und 10 Rotkehlchen (Erithacus rubecula). Der Zug der Beutelmeisen (Remiz pendulinus) hält an, jeden Tag sind die typischen Rufe im Gebiet zu hören. Leider gingen diesmal nur 3 weitere Exemplare in die Netze, darunter leider auch keine Fremdfänge. Im Anblick der extremen Raritäten, die jederzeit möglich sind, ein doch ernüchterndes Ergebnis.

Zaunkönig (Troglodytes troglodytes)
Dennoch wollen wir die Gelegenheit nutzen, um einen kurzen Überblick über einige typische Oktoberarten zu bieten. Zu nennen sind natürlich die beiden häufigsten Arten des Monats, die Rohrammer und das Rotkehlchen. Beide Arten haben im Oktober den Höhepunkt ihres Zugs, daneben gibt es aber weitere Arten, die viel häufiger als sonst gefangen werden. Eine dieser Arten ist die Heckenbraunelle (Prunella modularis), welche nun verstärkt zur Nahrungssuche und Rast im Gebiet anzutreffen ist. Eine weitere typische Art im Oktober ist der Zaunkönig (Troglodytes troglodytes), einer der kleinsten heimischen Vögel, der hauptsächlich in Wäldern und Gebüschen heimisch ist. Generell treibt es typische Waldbewohner nun in offenere Gebiete, allen voran natürlich das Rotkehlchen, aber auch z.B. Blaumeisen (Parus caeruleus) und Kohlmeisen (Parus major) werden im Oktober stärker gefangen als sonst.

Junge Bachstelze (Motacilla alba)
Auch weiterhin sind Offenlandarten im Biotop vorhanden, neben Bachstelzen (Motacilla alba) und Staren (Sturnus vulgaris), die abends häufig in Trupps das Schilf als Schlafplatz aufsuchen, sind tagsüber oft die Rufe von größeren Verbänden von Stieglitzen (Carduelis carduelis) zu hören, die zur Nahrungsaufnahme Disteln und andere Samen tragende Pflanzen anfliegen. Zu den besonderen Arten im Oktober zählen Erlenzeisige (Carduelis spinus), Bartmeisen (Panurus biarmicus) und Zwergschnepfen (Lymnocryptes minimus) - Mal sehen, ob deren Fang auch in diesem Jahr wieder gelingt.

In der nächsten Woche folgen voraussichtlich zwei weitere Aktionen, mit hoffentlich besserem Fangerfolg. Bis dahin noch einmal die sehr kurze Zusammenfassung der Woche:

08.10.
3 Beutelmeisen (Remiz pendulinus)

Viele Grüße im Namen des ganzen Beringungsteams,
Sebastian Kiepsch

05.10.2011

Der goldene Oktober

Hallo an alle Leser!

Das IKEA-Biotop am frühen Morgen bei strahlendem Sonnenschein
Der Oktober ist da und zeigte sich, zumindest was das Wetter angeht, von seiner schönsten Seite. Am verlängerten Wochenende wurde von 30.09.-03.10. beringt, dabei konnten insgesamt 381 Vögel aus 19 Arten gefangen und beringt werden. Der Spitzenreiter mit weitem Abstand ist die Rohrammer (Emberiza schoeniclus) mit 182 Tieren, gefolgt von Rotkehlchen (Erithacus rubecula) mit 60 Neuberingungen und Mönchsgrasmücken (Sylvia atricapilla) mit 41 Fängen.

Goldammer (Emberiza citrinella)
Ein übliches Bild für diese Jahreszeit, in der die im Volksmund auch "Rohrspatzen" genannten Rohrammern verstärkt tagsüber und abends im Biotop rasten, um auf ihrem Zug etwas Nahrung - vorwiegend Sämereien - aufzunehmen. In den Rohrammertrupps fliegen nicht selten auch Goldammern (Emberiza citrinella) und gelegentlich auch andere Arten mit, so konnte in der Vergangenheit eine Zwergammer (Emberiza pusilla) im IKEA-Biotop gefangen werden - ein Erstnachweis für das Saarland. Zumindest die erstgenannte Goldammer wurde bei dieser Aktion gefangen, ganze 2 Exemplare wurden beringt.


Waldbewohner wie die Haubenmeise (Parus cristatus) waren
2010 häufige Gäste im Biotop - Eine einmalige Situation!
Die Zeit Ende September bis Anfang Oktober ist generell eine hochinteressante Zugphase, da es hier häufiger zu Irrflüglern kommen kann. Aus unbekannten Gründen wählen manche Vögel entgegen der allgemeinen Zugrichtung der Art eine andere Zugroute oder fliegen fälschlicherweise mit Trupps verwandter Arten umher. Gerade diese Fänge, meist von Arten aus Sibirien oder Nordskandinavien, machen die Beringungsarbeit sehr spannend. Spektakuläre Fänge der vergangenen Jahre waren z.B. ein Taigalaubsänger (Phylloscopus tristis) und eine Gelbkopf-Schafstelze (Motacilla flava flavissima) - beide 2009 beringt. Im letzten Jahr blieben diese Raritäten aus, vielmehr war der Zug als Ganzes sehr ungewöhnlich, aufgrund enorm vieler ziehender Waldvögel. Es bleibt abzuwarten, was dieses Jahr für uns bereithält!

Bekassine (Gallinago gallinago)
Bei dieser ersten Aktion des Monats wurden auch einige schöne Fänge gemacht, darunter 1 Bekassine (Gallinago gallinago), 1 Eisvogel (Alcedo atthis) und 7 Beutelmeisen (Remiz pendulinus) + 2 Wiederfänge mit Ring aus Paris. Der Trend der hohen Wiederfangquote bei den Beutelmeisen scheint sich somit auch dieses Jahr wieder zu bewahrheiten. Erfreulich ist vor allem der Fang der Bekassine: Der Schnepfenvogel fand durch den absinkenden Wasserstand einige Rastflächen. Sollte dieser Zustand anhalten, kann man sich auf die nächsten Wochen, in denen noch andere Schnepfen- und Watvögel durchziehen.

Eine interessante Zugbeobachtung war uns noch am 03.10.2011 möglich, als ein Trupp von 5 Reihern in niedriger Höhe über dem Biotop kreiste, darunter 3 Silberreiher (Casmerodius albus). Wir dürfen gespannt sein, ob der Silberreiher bald auch als Rastvogel im Biotop Station macht.

Hier noch wie in gewohnter Weise die Highlights der Aktion:

01.10.
1 Bekassine (Gallinago gallinago)
4 Beutelmeisen (Remiz pendulinus) + 1 Fremdfang Paris
1 Eisvogel (Alcedo atthis)

02.10.
3 Beutelmeisen + 1 Fremdfang Paris

Viele Grüße,
Sebastian Kiepsch

01.10.2011

Monatszusammenfassung September

Hallo zusammen!

Erst der vierte Nachweis dieser Art im Saarland (23.09.2011)
Der Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola)
Auch der zweite Herbstzugmonat 2011 ist vorüber. Die Trends des Vormonats wurden dabei weitgehend bestätigt, mit Qualität vor Quantität. Die beiden herausragenden Fänge im September waren dabei der Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola) und der Rohrschwirl (Locustella luscinioides), welche im Vorjahr nur im August beringt werden konnten. Vergleicht man den Zugverlauf mit 2010 fällt vor allem das Fehlen der Waldarten auf (z.B. Meisen), die im letzten Jahr ungewöhnlich stark auf dem Zug waren. Im großen Ganzen ist keine große Verschiebung der Zugzeiten zu bemerken, was auch anhand des Eintreffens der Beutelmeisen einen Tag vor dem Erstfang im Vorjahr zu belegen ist. Doch auch diesen Monat macht sich das seltenere Beringen im Vergleich zu 2010 bemerkbar, viele häufige Arten wurden daher in deutlich seltenerer Zahl gefangen, andere Arten, die oftmals durch Zufall gefangen werden, gar nicht.

Ging im September am häufigsten ins Netz
Die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla)
Der Wasserstand ist im Vergleich zum August wegen der Schönwetterperiode etwas zurückgegangen, aber wohl leider zu spät, um noch ziehende Watvögel anzulocken, auch die Tüpfelralle (Porzana porzana), die zuletzt 2009 gefangen werden konnte, blieb aus. Umso erfreulicher, dass der Fang einer Wasserralle (Rallus aquaticus) gelungen ist. Mal sehen, ob sich da im nächsten Monat noch etwas positiv entwickelt, im Hinblick auf den Fang von Zwergschnepfen (Lymnocryptes minimus) und anderer spät durchziehender Arten.


Nach Rekordzahlen 2010 dieses Jahr seltener
Die Singdrossel (Turdus philomelos)
Nach deutschlandweiten Berichten über die Erkrankung und ein "Massensterben" aufgrund der Infektion mit dem Usutu-Virus müssen einige Fangzahlen besonders sensibel betrachtet werden. Betroffen sind vor allem Amseln (Turdus merula), aber auch andere Drosseln, Stare (Sturnus vulgaris) und weitere Arten. Dennoch sind alle betroffenen Arten noch im Biotop vorhanden, jeden Morgen sind mehrere Amseln rufend nachzuweisen und es wurde noch kein Individuum mit Krankheitssymptomen gefangen. Der "Einbruch" der Fangzahlen der Drosseln im Vergleich zum Vorjahreszeitraum liegt aus unserer Sicht weniger an schwacher Population 2010 als an starker Population 2011 - sowohl Amsel als auch Singdrossel (Turdus philomelos) wurden letztes Jahr in Rekordzahl gefangen!

Die gute Nachricht des Monats ist die hohe Zahl an Eisvögeln (Alcedo atthis) und Beutelmeisen (Remiz pendulinus) im Gebiet. Ein großer Gewinner sind auch die Zilpzalpe (Phylloscopus collybita), die offenbar ein sehr starkes Brutjahr hatten.

Hier die Statistik der Neuberingungen in aller Ausführlichkeit:


Viele Grüße aus der Beringungsstation,
Sebastian Kiepsch