Diesjähriger Gelbbrauen-Laubsänger (Phylloscopus inornatus) Erstnachweis mit Fragezeichen, aber in jedem Fall ein absolutes Highlight! |
Darf ich vorstellen - Gelbbrauen-Laubsänger
Kleiner Vogel - großes Interesse! (v.l.n.r: Sebastian Kiepsch, Rudi Reiter, Lothar Hayo, Fabian Feß, Rolf Klein, Robin Speicher, Pierre Geller) |
Seit Jahren wird bereits diskutiert, ob ein Teil der Population auch neue Winterquartiere im Westen Afrikas erschlossen hat, bislang kann dies noch nicht durch Ringfunde bestätigt werden. Ein von der Zentrale Helgoland beringter Gelbbrauen-LS wurde im letzten Winter auf den kanarischen Insen wiederentdeckt, was diese Diskussion erneut angefacht hatte! Es ist auf jeden Fall eine sehr aktuelle Fragestellung der wissenschaftlichen Ornithologie, zu deren Aufklärung die Beringung eine entscheidende Rolle spielt.
Fang mit Ansage - aber an neuer Örtlichkeit!
Beringungsstation Klein's Garten - Ein Streuobstbestand mit Hecken und einigen Nadelbäumen (hier nicht im Bild) |
Ein Gruß an dieser Stelle auch an die Tagungsteilnehmer des Proring-Seminars in Dessau! Dort hatten wir am vergangenen Wochenende neben zahlreichen interessanten Vorträgen auch viele nette Beringer aus anderen Teilen der Republik kennen gelernt. Oft kamen wir auch auf seltene Arten zu sprechen und stets sagten wir, dass unser nächster Fang ein Gebbrauen-LS wird. Falls ihr uns also die Daumen gedrückt habt - es hat sofort genutzt!
Im Gegensatz zur Sperbergrasmücke wurde dieser Vogel aber nicht im IKEA-Biotop gefangen, sondern auf einer Vergleichsfläche ("Klein's Garten") in Biringen (Gemeinde Rehlingen-Siersburg). Gelbbrauen-Laubsänger sind in den Rastgebieren gerne mit Wintergoldhähnchen (Regulus regulus) vergesellschaftet - einer Art, die im IKEA-Biotop nur äußerst selten gefangen wird. Da sieht es in Klein's Garten durch einige Nadelbäume etwas anders aus.
Klein's Garten - was ist das?
Fast das Tageshighlight gestern - Steinkauz (Athene noctua) Ebenfalls gefangen in Klein's Garten |
Aktuell läuft ein Probejahr der Beringung vor Ort, im nächsten Jahr soll die Erfassung dann in systematischer Art und Weise ablaufen. Angesichts dieser Ergebnisse sind wir sehr gespannt!
Wirklich Erstnachweis?
Verbreitung des Gelbbrauen-LS seit 01.08.2014 So weit im Binnenland war bislang noch keiner! (Quelle: ornitho.de) |
Schaut man aber in die Literatur, so findet man für das Saarland einen Nachweis des Gelbbrauen-Laubsängers aus dem Dezember 1963, als ein Exemplar angeblich
Zur damaligen Zeit war das Wissen über diese Art aber noch wesentlich geringer und die Nachweisquote in Mitteleuropa auch deutlich seltener. Heute ist bekannt, dass der Gelbbrauen-Laubsänger ein "Durchzugsfenster" von Ende September bis Ende Oktober aufweist und Nachweise außerhalb dieser Zeit höchst unwahrscheinlich sind.
Unabhängig von unserem Fang bedarf es der kritischen Beurteilung von Erstnachweisen durch die saarländische Seltenheitenkomission (AKSL) - nicht nur für diese Art! Das Wissen in den letzten Jahrzehnten hat sich für zahlreiche Arten enorm weiterentwickelt, daher sollte man alte Dokumentationen umso genauer unter die Lupe nehmen.
So kann es jedenfalls weitergehen, von unserer Seite steht ein langes Wochenende mit etwas Zeit zum Beringen an - mal schauen, welche Seltenheit sich als nächstes zu uns verfliegt!
Viele Grüße im Namen des gesamten Beringungs-Teams,
Sebastian Kiepsch