Hallo zusammen!
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Auch 2012 wieder gefangen: Ein Gelbspötter (Hippolais icterina) - Im Saarland ein seltener Anblick! |
Die Beringung des Herbstzugs 2012, die von Anfang August bis Mitte November statt findet, hat nun etwa Halbzeit erreicht. Das bietet die Zeit, mal zurückzublicken auf die bisherigen Ergebnisse der Beringungsaktionen.
Allgemein: Wenig Zeit - viele Arten!
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Bekassine (Gallinago gallinago) - schon der zweite Fang 2012 |
Leider bleibt unserem ehrenamtlichen Team nicht so viel Zeit wie in den Vorjahren, um die Beringung tagtäglich durchzuführen. Bislang wurde aber versucht, doch an mindestens 2-3 Tagen in der Woche vor Ort zu sein. Natürlich wirkt sich dies erheblich auf die Gesamtberingungszahlen aus, die wohl auch in diesem Jahr wie schon 2011 nicht weit über die 5000 Individuen kommen werden, aber immerhin: Die Artenvielfalt ist da! Schon jetzt wurde das Vorjahresergebnis von 65 beringten Arten übertroffen mit bislang 68 beringten Arten und dabei fehlen noch einige fast sichere Arten, die erst später auf dem Zug auftreten.
Phänologie: Wo bleiben die Mönche?
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Fangstatistik für Mönchsgrasmücken (MGM) und Teichrohrsänger (TRS),
aufgetragen nach der Zeit in Monatsdritteln (z.B. A1: 01.-10. August) |
Bemerkenswert in diesem Jahr ist der relativ späte Zug der Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla), der fast 10 Tage später als sonst eintrat. Im Vergleich mit den Teichrohrsängern (Acrocephalus scirpaceus), die ihren Zughöhepunkt vergleichbar mit den Vorjahren erreichten, fällt bei den Mönchsgrasmücken ein großer Unterschied auf. Interessant wird sein, ob der Zug auch länger anhält, oder ob es ein kurzer, heftiger Durchzug dieser Art wird.
Rastvögel: Drosselrohrsänger weg, alle anderen da!
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Die juvenilen Weibchen des Blaukehlchens (Luscinia svecica)
zeigen noch nicht die namensgebende Brustzeichnung. Die rot-
schwarzen Schwanzfedern sind aber auch hier schon vorhanden! |
Während im letzten Jahr zu den länger
anwesenden Gästen auch mehrere Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) zählten, fehlen diese 2012 komplett. Gegen Ende der Brutzeit wurden noch Durchzügler gefangen, aber auf dem Herbstzug konnte kein einziges Exemplar nachgewiesen werden. Im Gegensatz dazu sind die bislang 12 Blaukehlchen (Luscinia svecica) und 3 Rohrschwirle (Locustella luscinioides) umso erfreulicher. Bemerkenswert sind auch die durchweg langen Aufenthaltszeiten der Blaukehlchen mit teilweise mehreren Wochen! Das Gebiet scheint dieser Art also genügend Nahrung zu bieten, vielleicht rückt eine Brut im IKEA-Biotop in den Bereich des Möglichen.
Durchzügler: Gewinner und Verlierer
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In diesem Jahr seltener als in den Vorjahren:
Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) |
Neben den hochkarätigen Gästen treten in diesem Jahr Arten wie Feldschwirl (Locustella naevia), Fitis (Phylloscopus trochilus) und Nachtigall (Luscinia megarhynchos) mit leicht gesteigerter Zahl auf (+10-20%).
Gartengrasmücken (Sylvia borin), Gartenrotschwänze (Phoenicurus phoenicurus) und Wendehälse (Jynx torquilla) sind 2012 nahezu genauso häufig wie 2011.
Eingebrochen sind die Fangzahlen hingegen bei Schilfrohrsängern (Acrocephalus schoenobaenus), Neuntötern (Lanius collurio) und Dorngrasmücken (Sylvia communis), mit einem Wert von jeweils nur etwa 40% des Erwartungswerts aus den Vorjahren. Ob dies ein Effekt der wenigen Beringungstage ist oder auf ein schlechtes Brutergebnis hindeutet, kann nicht eindeutig gesagt werden, interessant ist also, ob an anderen Standorten ähnliche Ergebnisse auftreten.
Highlights: Kein Seggenrohrsänger, dafür Gelbkopfschafstelze
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Gelbkopf-Schafstelze (Motacilla [flava] flavissima) - Zweitnachweis im Gebiet |
Tja, auch in diesem Jahr konnte am "Saarländischen Tag des Seggenrohrsängers" (10.08., an diesem Datum konnten 2009 und 2010 insgesamt 3 Exemplare beringt werden ) wieder kein Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola) gefangen werden. Bislang lässt dieser sehr seltene Vertreter der Rohrsänger auch auf sich warten. Nachdem im letzten Jahr aber Ende September noch ein Fang erfolgen konnte, haben wir die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben.
Erfreulich hingegen ist der Zweitnachweis der Gelbkopfschafstelze (Motacilla [flava] flavissima) im IKEA-Biotop. Nach 2009 konnte diese Unterart der Schafstelze, die auf den Britischen Inseln und in Holland brütet, zum zweiten Mal beringt werden. Die große Zeit der Highlights kommt aber erst: In der zweiten Zughälfte ist verstärkt mit dem Auftreten sogenannter "Irrflügler" zu rechnen, die von ihrer eigentlichen Zugstrecke abweichen und nach Mitteleuropa verdriftet werden. Mal sehen, was da noch so kommt...
Viele Grüße im Namen des gesamten Teams,
Sebastian Kiepsch
Monatszusammenfassung August: