05.09.2019

Buschspötter - Saarländischer Erstnachweis an der NABU-Beringungsstation

Hallo zusammen!

Buschspötter (Iduna caligata), 1.KJ, Erster Nachweis für das Saarland
durch Fang und Beringung im IKEA-Biotop am 05.09.2019
(Foto: Sebastian Kiepsch)
 Aus aktuellem Anlass eine kurze Neuigkeit der Beringerinnen und Beringer aus dem IKEA-Biotop:

Fangstandort des Buschspötters inmitten des Schilfgürtels.
(Foto: Sebastian Kiepsch)
Heute wurde gegen 08:00 Uhr ein junger Buschspötter (Iduna caligata) im IKEA-Biotop gefangen und beringt. Für die Art ist dies der erste Nachweis überhaupt im Saarland.

Der Vogel hing auf einem der morgentlichen Rundgänge in einem Fangnetz inmitten eines Schilfbestands und wurde vom Team um Thorin Hoffmeister sofort am Netz als auffällig erkannt.




Busch oder Steppe - Das ist hier die Frage

Buschspötter - zu erkennen sind die warm braune Oberseite und
der deutlich ausgedehnte Überaugenstreif.
Ebenfalls die für Spötter typischen, hellen Schwanzaußenkanten.
(Foto: Sebastian Kiepsch)
Als kleiner brauner Vogel ist der Buschspötter in Gesellschaft einiger sehr ähnlicher Arten, die sich nur in Details unterscheiden, wie z.B. geringen Farbabweichungen in der Gefiederzeichnung, kleinen Unterschieden in Kopfform und Schnabelform bzw. auch in der Flügelform.

Eine sehr nahe verwandte Art, der Steppenspötter (Iduna rama) muss daher auch bei der Bestimmung sicher ausgeschlossen werden. Für Buschspötter spricht im Falle dieses Vogels das sehr rundliche Kopfprofil, die warm braune Oberseite und die deutliche Ausdehnung des hellen Überaugenstreifs. Untypisch sind hingegen die einfarbigen Beine ohne deutlich abgesetzte Füße sowie die recht kräftige Schnabelform und helle Schnabelfärbung. Doch gerade bei Hornteilen ist bei jungen Vögeln noch eine abweichende Färbung möglich, so dass zumindest dieser Zweifel weitgehend unbegründet scheint.

Buschspötter beim Wiegen. Deutlich zu erkennen sind
hier die – untypisch für die Art – einfarbigen Beine.
(Foto: Sebastian Kiepsch)
In der Summe handelt es sich aufgrund der Vielzahl passender Merkmale daher nach unserer Beurteilung um einen Buschspötter, wir sind aber natürlich offen für weitere Einschätzungen. Letztendlich planen wir aber auch, an entnommenen Federproben eine genetische Untersuchung durchzuführen. Das wird uns dann absolute Klarheit geben.


Vielen Dank an dieser Stelle auch an alle, die uns spontan mit ihren Bestimmungshinweisen geholfen haben!






Buschspötter - Seltener Irrflügler aus dem Osten

Flügel des Buschspötters. Bestimmungsrelevant ist u.a.
die Länge der äußersten langen Handschwinge (rechts)
im Vergleich mit den restlichen Flügelfedern.
(Foto: Sebastian Kiepsch)
Der Buschspötter ist eigentlich eine Brutvogelart Westasiens und überwintert in Indien. Zurzeit dehnt sich die Verbreitung Richtung Westen aus, der Buschspötter brütet bereits in Ostfinnland und im Baltikum. Auf seiner gewohnten Zugroute käme der Buschspötter eigentlich niemals in Westeuropa vor, dennoch gibt es gelegentlich auch Herbstnachweise in Deutschland, zuletzt am 13.09.2018 auf Helgoland. Allerdings ist die Art alles andere als regelmäßig vorzufinden und wird bei weitem nicht jedes Jahr festgestellt.

Bei diesen Irrgästen handelt es sich möglicherweise um genetisch fehlgeprägte Vögel, die einen sogenannten "Spiegelzug" in die falsche Himmelsrichtung durchführen. Beim Buschspötter, wie bei vielen anderen ziehenden Kleinvogelarten, werden Zugwege und -zeitpunkte nicht von Altvögeln erlernt, sondern durch ein "genetisches Gedächtnis" vererbt. Hier kann es durch zufällige Mutationen zu Fehlern kommen, so dass sich entweder eine Verschiebung oder sogar eine Umkehr von Zugrouten ergibt. In vielen Fällen endet dies für die Vögel leider tödlich, da keine geeigneten Rast- und Überwinterungsbiotope auf der falschen Route zu finden sind. Bei anderen Arten (wie z.B. Gelbbrauen-Laubsängern) wird aber auch diskutiert, ob sich auf diese Art und Weise eine neue Zugroute etablieren kann.


Herbstzug 2019 - Zusammenfassung in aller Kürze

Ein kurzes Update zur momentanen Herbstzugsaison sei an dieser Stelle auch noch erlaubt: Bislang gab es einige wirklich starke Tagen mit vielen Rohrsängern, unter anderem wurde sogar der Tagesrekord mit 535 gefangenen Vögeln am 17.08.2019 gebrochen. Außerdem sind auch schon einige weitere Höhepunkte an Arten zu verzeichnen. Gleich drei neue Erstberingungen mit dem Flussregenpfeifer, dem Pirol und dem Habicht, die alle noch nie zuvor gefangen wurden konnten. Außerdem gelangen noch zwei Zweitfänge für das Gebiet mit dem Ortolan und der Sperbergrasmücke. Letztere wurde erst zum zweiten Mal im Saarland nachgewiesen (nach unserem Fang 2014).

Auf alle Fälle ist der Buschspötter unser bislang spannendster Fang 2019. Wir hoffen natürlich auf weitere Highlights, einige spannende Wochen stehen uns noch bevor!

Im Namen der gesamten Beringungs-AG,
Sebastian Kiepsch

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