Das Biotop

Das IKEA-Biotop

Das IKEA-Biotop zur Morgendämmerung im Spätherbst
(Foto: S. Kiepsch)
Die Beringungsstation "Mittleres Saartal" liegt inmitten des sogenannten „IKEA-Biotops“, direkt an der Saar zwischen Saarlouis und Völklingen. Das Gebiet wurde 1997 als künstlich geschaffene Ausgleichsfläche zur Ausweisung des Gewerbekomplexes „Im Hader“ auf einer ehemaligen Ackerfläche angelegt. Ziel war es, den ursprünglichen Charakter einer Auenlandschaft mit Flachwasserzonen und Feuchtflächen auf den etwa fünf Hektar Fläche wiederherzustellen. Aus heutiger Sicht bezeugt die große Biodiversität auf engem Raum den Erfolg dieser Ausgleichsfläche deutlich!

Typisches Bild im IKEA-Biotop: Kleinflächige Strukturen mit
Feuchtwiesen, Stauden, Schilf, einzelnen Gebüschen und
auwaldähnlichen Bereichen bilden einen abwechslungsreichen
Lebensraum für zahlreiche Arten in Flora und Fauna
(Foto: S. Kiepsch)

Das IKEA-Biotop ist ein Mosaik aus verschiedenen Vegetationszonen rund um die offene Wasserfläche mit dominantem Schilfgürtel und kleinflächigen Bereichen mit Rohrkolben, Seggen, Binsen und anderen Feuchtpflanzen. Im Randbereich befinden sich eine Hecken- und Gebüschlandschaft mit vereinzelten auwaldähnlichen Bereichen aus Weiden und Schwarzerlen, aber auch kleinere Trockenrasen. Diese Vielfalt in Flora und Habitaten ist auch der Grund für den Artenreichtum der Vogelwelt im Biotop.



"Grüne Insel" im urbanen Raum

Das Saartal als geografische Zugschneise für den Vogelzug ist bestimmt durch eine vom Menschen geprägte Kulturlandschaft mit intensiven Agrarflächen und dichter Besiedlung, die ursprüngliche Auenlandschaft ist durch Renaturierung nur mancherorts und kleinflächig wiederhergestellt worden, z.B. am Dillinger "Ökosee" und den Saarwiesen bei Wadgassen. Das IKEA-Biotop erfüllt hier einen wichtigen Zweck zur Naturraumvernetzung im Saartal.

Übersichtskarte des Biotops (Stand 2017)
Blickt man in das direkte Umfeld des Gebiets, wird sein Sonderstandort im urbanen Raum besonders deutlich. Im Norden ist das Biotop begrenzt durch den Ortsteil Lisdorf der Kreisstadt Saarlouis, im Osten – auf der gegenüberliegenden Saarseite – sind industrielle Anlagen angesiedelt, allen voran das mittlerweile stillgelegte Kohlekraftwerk Ensdorf. Im Süden des Gebiets grenzt intensiv genutztes Ackerland und im Westen das namensgebende schwedische Möbelhaus und der dazugehörige Gewerbekomplex "Im Hader" an.



Falkenlibelle (Cordulia aenea) (Foto: S. Kiepsch)

Gerade wegen dieser räumlichen Enge konzentrieren sich Vogelzug und -rast auf die Fläche des IKEA-Biotops, das speziell aufgrund dieser Funktion als Schutzgebiet im NATURA 2000-Verbund „Rastflächen im mittleren Saartal“ integriert ist. Neben Vögeln sind auch viele andere Artengruppen in großer Zahl und Vielfalt vertreten und werden laufend erfasst, insbesondere Schmetterlinge, Libellen, Fledermäuse, Amphibien und Reptilien. Vor allem der Reichtum an Insekten bietet brütenden und rastenden Vögeln eine Nahrungsgrundlage.


Gebiet im Wandel

Entwicklung des IKEA-Biotops über die Jahre. Links: Zustand ein Jahr nach Schaffung 1998, rechts dasselbe Panorama im Sommer 2012. (Fotos: L. Hayo, S. Kiepsch)
Über die Jahre war und ist das IKEA-Biotop einem kontinuierlichen Wandel unterworfen, der seit der Anfangszeit bis heute anhält. Vor allem der fortschreitende Biomasseeintrag und Sedimente von nahen Baustellen führen zur Verlandung der Feuchtzonen, die natürliche Sukzession zur Verbuschung des gesamten Biotops. Durch die weitgehende Kanalisierung der angrenzenden Saar bleiben zudem natürliche Hochwasserereignisse aus, die diesen Prozessen entgegenwirken können. Daher ist es nötig, durch gezielte, fachgerechte Maßnahmen entgegenzusteuern, um den Strukturreichtum so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.
Im Rahmen einer Umgestaltungsmaßnahme 2014 angelegte
Flachwasserzone im Randbereich des Gebiets
(Foto: S. Kiepsch)

Durch die kontinuierliche Arbeit der Beringer können diese bisherigen Entwicklungen und der Nutzen des Gebiets auch anhand wissenschaftlich erhobener Daten nachvollzogen werden. Noch immer sind kurzfristige und langfristige Trends und Schwankungen erkennbar, die aus der anhaltenden Entwicklung des IKEA-Biotops und punktuellen Ereignissen, z.B. Sturm- oder Frostschäden, resultieren.