16.04.2013

2013 - Was bisher geschah...

Hallo zusammen!

Waldohreule (Asio otus), Männchen - Die 109. von uns beringte Art!
Auch 2013 wird an der Beringungsstation natürlich wieder so gut es geht das Geschehen der Vogelwelt überwacht und die Wintergasterfassung sowie die erste Hälfte der Frühjahrszugerfassung sind bereits Geschichte.


Wintergasterfassung - Wenig Zeit, viele Finken
 
Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes), Männchen.
Diese Art wurde 2012 in Rekordzahl beringt
Über den Jahreswechsel 2012/13 wurde leider nur sporadisch beringt, zum einen wegen der kalten Witterung, zum anderen aber auch wegen Zeitmangels.
Was bei den wenigen Terminen jedoch deutlich wurde: Die typischen Wintergäste waren auch in diesem Jahr wieder anwesend, vor allem die Finken: Erlenzeisige (Carduelis spinus),  Buchfinken (Fringilla coelebs) und allen voran die Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes) erreichten gute Fangzahlen.


Von Zugstau und Kälteflucht - der Frühjahrsanfang aus ornithologischer Sicht

Dieses schöne Wetter ließ lange auf sich warten...
Vor allem der Beginn des Frühjahrszugs ist in diesem aus meteorologischer Sicht herausragenden Jahr auch ornithologisch überaus interessant verlaufen: Die lange Kälte- und Frostperiode mit Nordostwind bis in den April zwang zahlreiche Vögel auf ihrem Zug zu einer mitunter mehrere Wochen andauernden Rast in Gebieten, die normalerweise schnell überflogen werden. Dieses als Zugstau bekannte Phänomen wurde allerorts durch große Ansammlungen Sing-, Rot- und Wacholderdrosseln (Turdus philomelos, T. iliacus, T. pilaris) sowie Kiebitzen (Vanellus vanellus) sichtbar, unter die sich die sonst im Saarland seltenen Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria) in enormer Häufigkeit gemischt hatten. Wieder andere Arten wie z.B. Kraniche (Grus grus) und Rotmilane (Milvus milvus) kehrten sogar ihre Zugrichtung um und flogen in Richtung Süden zurück, was als "Kälteflucht" bezeichnet wird.


Blaukehlchen und Laubsänger - Massenrast!

Blaukehlchen (Luscinia svecica), Männchen.
Während die Ereignisse unter den Großvögeln von Ornithologen saarlandweit einfach zu verfolgen waren, spielten sich auch in der Kleinvogelwelt im Verborgenen ähnliche Szenen ab: Der Zugstau zeigte sich im IKEA-Biotop besonders bei den sonst eher seltenen Blaukehlchen (Luscinia svecica), von denen bislang 30 Exemplare beringt und ein Weibchen mit spanischem Ring gefangen werden konnten. Dies sind für den Frühjahrszug nie dagewesene Dimensionen, in den Vorjahren wurden lediglich einzelne Blaukehlchen im Frühling nachgewiesen.


Auch bei den häufigen Zilpzalpen (Phylloscopus collybita) war die Fangzahl stark erhöht, bisher konnten 316 Exemplare beringt werden, darunter ganze vier Vertreter der nordöstlichen Unterart abietinus. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr 2012 wurden insgesamt 224 Zilpzalpe gefangen. Bei ihrem nahen Verwandten, dem Fitis (Phylloscopus trochilus), zeigte sich ein ähnliches Ausmaß: Bisher 81 Fitisse 2013 gegenüber 39 Exemplaren 2012.

Fitis (Phylloscopus trochilus, l.) und Zilpzalp (Ph. collybita, r.) im Vergleich.
Der Fitis wirkt etwas heller, hat hellere Beine und einen definierten Überaugenstreif.


Alle Vögel sind schon da...

Feldschwirl (Locustella naevia)
mit den für die Familie der Schwirle
typischen, langen Unterschwanzfedern.
So lange die Phase des Zugstaus auch dauerte, so schnell war sie vorüber. Bereits mehrere Feldschwirle (Locustella naevia) wurden gefangen, der früheste davon am 08. April - nach den in ornitho.de vorliegenden Daten wohl der Erstnachweis 2013 für Deutschland. Mit dem schönen Wetter der letzten Tage sind dann alle typischen Arten dieser Zugphase ins IKEA-Biotop zurückgekehrt: Drei Rohrsängerarten, Teich-, Schilf- und Drosselrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus, Acr. schoenobaenus, Acr. arundinaceus) konnten 2013 schon beringt werden, ebenso drei Vertreter der Grasmücken: Mönchs-, Dorn- und Klappergrasmücke (Sylvia atricapilla, S. communis, S. curruca) und mit Rauch- und Uferschwalbe (Hirundo rustica, Riparia riparia) auch schon zwei Schwalbenarten.


Highlights - Ein alter Bekannter und zwei neue Arten

Unter den herausragenden Fängen des noch jungen Jahres ist ein Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis) zu nennen. Dieser "alte Bekannte" wurde zum ersten und einzigen Mal vor 14 Jahren, 1999, von Lothar Hayo im IKEA-Biotop beringt. Seitdem wird die Art zwar fast alljährlich beobachtet, aber ging nie wieder ins Netz - bis zu diesem Jahr.

Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis) - Seit 1999 nicht mehr im Netz.
Mit dem Einflug der Goldregenpfeifer im März trieb es einen Vertreter seiner Art auch ins IKEA-Biotop, wo er einen Tag lang bei Schnee und Kälte rastete. Der Goldregenpfeifer ist damit die 168. Vogelart, die im IKEA-Biotop nachgewiesen werden konnte.

Ein Erstnachweis einer Art im Gebiet ist bereits bemerkenswert, zwei hingegen sind sensationell - zumal die zweite Art so gar nicht ins Biotop passt: Eine Waldohreule (Asio otus) konnte vollkommen überraschend gefangen und beringt werden. Es ist ungeklärt, woher das imposante Tier stammt oder ob es in der Nähe vielleicht sogar einen Brutplatz gibt, sicher ist nur, dass die Eule in den frühen Morgenstunden wohl bei der Jagd ins Netz ging. Sie ist damit die 169. Art des IKEA-Biotops und die 109., die von uns beringt wurde.


Mit diesen bisher überaus positiven Ergebnissen freuen wir uns auf das Beringungsjahr 2013, in dem hoffentlich noch weitere Überraschungen auf uns warten.


Im Namen des Teams der Beringungsstation,
Sebastian Kiepsch